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31.10.2004: (Jakarta (Indonesien)) "Reisetagebuch - 31.10.2004"    [geschrieben von AlexSapp]

Ich sitze, nun schon seit einer ganzen Weile, am Flughafen und warte darauf, endlich einchecken zu duerfen. Der Flughafenshuttle faehrt leider um 18 Uhr das letzte mal und danach gibt es nur noch die Hoellentour mit oeffentlichen Stadtbussen, 2 mal Umsteigen und mindestens 2 1/2 Stunden Fahrt oder ein teures Taxi. So nahm ich natuerlich den Shuttlebus und war schon vor 19 Uhr hier, wobei ich erst ab 22 Uhr Einchecken kann.



Den Tag verbrachte ich in Jakartas Zentrum, hauptsaechlich um den Mederka Platz herum, den Unabhaengigkeitsplatz mit dem 132 Meter hohen Unabhaengigkeitsdenkmal in der Mitte. Ich fuhr auf die Aussichtsplattform, von der aus man eine gute Sicht haben koennte, wenn nicht die Luft voll Wasser und Abgase waere. So sieht man eben lediglich das Zentrum der Stadt und kann durch den Dunst nur erahnen, wie weit sich Jakartas Vororte noch hinziehen.



Ich machte professionelles Sightseeing; darin bin ich inzwischen recht gut.



Das Nationaldenkmal, der Gambir Bahnhof, das Unabhaengigkeitsgebaeude, das Finanzministerium, den Obersten Gerichtshof, die katholische Kathedrale, die Istiqlal Moschee, immerhin die groeste Moschee Suedostasiens und den Praesidentenpalast auf einer ausgekluegelten Route innerhalb von 3 Stunden und 25 Minuten. Und dabei habe ich mir die Kathedrale, die Moschee, den Bahnhof und das Denkmal sogar von Innen angesehen.



Bei der Besichtigung der Moschee wurde ich freundlicher Weise von einem Sicherheitsbeamten begleitet, der mir einiges zur Konstruktion und dem Aufbau der Moschee erklaerte und mir sogar erlaubte, ein Foto im Innern zu machen.



Etwas mehr Zeit wollte ich mir fuer das Nationalmuseum nehmen, doch kam ich dort genau 30 Minuten vor der 15 Uhr Pause an, so dass ich auch ueber die verschiedenen Voelker Indonesiens und deren Kultur nur einen kleinen Ueberblick erhaschen konnte. Dafuer hatte ich noch die Zeit, zum Friseur zu gehen und mir fuer Australien nochmal die Haare kurz scheren zu lassen, da auch das dort vermutlich nahezu unbezahlbar ist. Die zugehoerige Rasur haette ich allein zwar besser hinbekommen, doch angesichts des Gesamtpreises von unter 2 EUR habe ich auf eine Preisminderung wegen Schlechtleistung verzichtet. Ich sehe nun wieder aus wie ein Kriegsberichterstatter bei der Arbeit, wie ein Freund von mir kommentierte, nachdem er erste Bilder von mir aus Istanbul gesehen hatte, wohin ich mit doch extrem kurzen Haaren gereist war.



Um 23.50 Uhr werde ich von hier losfliegen und morgen frueh im australischen Perth ankommen. Zeit also, auch ueber Indonesien ein Fazit zu ziehen.



Ich bin quer durch Sumatra, von Medan im Nordosten bis zur Suedspitze in Baukaheni gefahren. Und ich habe die Hauptstadt Jakarta gesehen.



Obwohl ich weder Papua Barat noch Kalimantan, nicht die Molukken, die Touristenzentren Bali und Lombok und auch nichts von Sulawesi gesehen habe und von der indonesischen Hauptinsel Java eben auch nicht all zu viel, habe ich doch einige Seiten von Indonesien kennen gelernt. Durch Oelfoerderung reich gewordene Staedte wie das unspektakulaere und haessliche Dumai oder Medan sind wohl fuer Sumatra ebenso typisch, wie einige schlechte und wenige gut ausgebaute Strassen, die sich durch die tropischen Waelder, ueber Huegel und Berge quaelen, um moeglichst jeden Ort der landschaftlich wunderschoenen Insel an die Zivilisation anzuschliessen.



Aehnlich, nur viel bevoelkerter sieht das auf Java aus, was hinsichtlich Groesse und Bevoelkerung gut mit Japan vergleichbar ist, nur wegen der explosionsartigen Bevoelkerungszunahme der letzten Jahrzehnte an allen Ecken und Enden mit den Problemen eines ueberbevoelkerten Dritte Welt Landes zu kaempfen hat.



In Papua Barat, einem Teil Indonesiens, der riesengross, kaum bevoelkert und nur spaerlich entwickelt ist, wurde erst 1991 von einer Expedition ein Bergvoelkchen entdeckt, dem der Umgang mit Feuer nicht bekannt war. Das ist eben auch Indonesien.



Doch was ich kennen gelernt habe, ist ein Staat, der alle Probleme eines typischen Entwicklungslandes aufweist, aber durch das Geld, das mit Erdoelfoerderung verdient wird, vielerorts investiert, um diese Probleme zu bekaempfen. So gibt es in den Slums Jakartas, die zum Teil mitten im Zentrum den einen oder anderen Block direkt hinter Einkaufszentren oder prunkvollen Verwaltungsgebaeuden einnehmen, zumindest eine Toiletten- und Waschanlage alle 100 Meter, um die wichtigsten Infrastrukturen zu bieten. Die stinkenden Kanaele ueberall in der Stadt zeigen jedoch, dass es bei dem schnellen Wachstum der Staedte Indonesiens fast nicht moeglich ist, mit dem Bereitstellen dieser Infrastruktur hinterher zu kommen.



Die Menschen Indonesiens sind im Allgemeinen sehr zuvorkommend, wenn es auch fuer sehr viele nicht moeglich ist, mit Fremden, die nicht Indonesisch sprechen, zu kommunizieren. Sogar in Hotels der unteren Kategorie sowie fast selbstverstaendlich bei Busunternehmen und an Strassenrestaurants ist Englisch voellig unbekannt. Doch mit etwas gutem Willen bekommt man immer irgend etwas zu Essen und Fantasiepreise im Fall, dass man mal nicht vorher nach dem Preis fragt, sind eine seltene Ausnahme.



Unter dem neuen Praesidenten wird Indonesien hoffentlich endlich die notwendige Stabilitaet finden, die notwendig ist, um Wirtschaft und Tourismus dieses so bodenschatz- und naturreichen Landes auf einen Weg zu bringen, der die Moeglichkeiten des Landes besser nutzt. Wiederaufforstung verschlingt schon jetzt viel Geld, und die Waldflaeche wird dadurch inzwischen nur noch sehr langsam weniger. Das jedoch meist nicht durch illegalen Holzeinschlag, sondern durch Brandrodung, die noetig ist, um die wachsende Bevoelkerung zu ernaehren.



Ueberrascht hat mich, dass Indonesien, zumindest Sumatra und Jakarta (auf Bali und Lombok soll es guenstiger sein) relativ teuer ist, wenn man es mit anderen Laendern Suedostasiens vergleicht. Da der Liter Diesel mit knapp 15 Cent sehr guenstig ist, sind die Preise fuer Fortbewegung noch recht gering, wenn man die enormen Entfernungen sieht, die ich zuruecklegen musste und wenn man bedenkt, dass eine Buscrew immer aus mindestens 3 Mitgliedern besteht, was aus meiner Sicht ueberhaupt keinen Sinn macht.



Uebernachtungspreise sind aber fuer den gebotenen Standard recht hoch und auch Essen ist teuer. Das sage ich zumindest jetzt noch, da ich noch nicht in Australien gelandet bin.



Da mit dem anstehenden Flug auch mein langer Aufenthalt in Asien zu Ende geht, moechte ich auch hierzu noch ein paar kleine Anmerkungen machen, auch wenn meine Agenda das eigentlich nicht vorsieht. Aber es ist einfach vieles auf diesem Kontinent so anders als in Europa, und dabei in allen Laendern zumindest Ostasiens so gleich, dass man es zumindest irgendwie erwaehnen muss.



Da waere zunaechst das Wetter. In den letzten Monaten gab es vermutlich keinen Tag, an dem ich nicht mindestens einmal am Tag voellig durchgeschwitzt gewesen waere. Nun muss man auch dazu wissen, dass ich es irgendwie geschafft habe, meinen kompletten Asienaufenthalt so zu planen, dass ich die regional z.T. sehr unterschiedlichen Regenzeiten immer mitbekommen habe. Und da schon das erste, was in Europa zum Teil falsch wahrgenommen wird. Regenzeit bedeutet zwar, dass relativ viel Niederschlag faellt, doch mehr als eine oder maximal 2 Stunden Regen am Tag habe ich nie erlebt. Dafuer eine Luftfeuchtigkeit, die schon einen voellig bewegungslosen Aufenthalt im Freien anstrengend werden lassen.



Was ebenfalls auffaellt, ist, dass scheinbar jeder Buerger Ostasiens und des indischen Subkontinents etwas mit Handel zu tun hat. Kaum ein Gebaeude, dass nicht im unteren Stockwerk zur Strasse hin einen Verkaufsstand, zum Teil mit integrierter Werkstatt, oder einen Essensstand oder aehnliches hat. Besonders extrem ist dies in China, aber auch in vielen anderen Staaten gehoert dies zum Strassenbild.



Dann faellt auf, dass es keine statistische Luege ist, wenn man sagt, dass jeder 5. Mensch auf der Welt Chinese ist. Wahrscheinlich sind es mehr. Keine suedostasiatische Stadt kommt ohne ihre Chinatown aus und in einem Grossteil der Laender sind es die Chinesen, ohnehin ueberall die groesste ethnische Minderheit, die den Handel kontrollieren. Handel schliesst ueberigens in diesem Sinne auch die Gastronomie mit ein.



Denn man hat schon irgendwie das Gefuehl, dass in Asien staendig die Haelfte der Menschen damit beschaeftigt ist, fuer sich und die andere Haelfte etwas zu kochen. Ob Strassenstaende oder Fastfoodketten, ob noble Restaurants oder 2 spaerlich warm gehaltene Toepfte oder ein kleiner Grill. Kein Asiat scheint jemals auf die Idee gekommen zu sein, eine Mahlzeit in den eigenen 4 Waenden zu sich zu nehmen. Und daher gibt es auch in den Geschaeften keine Tiefkuehlpizzen, Mikrowellengerichte oder Aehnliches. Einzig Gerichte, die man nur mit Heisswasser vermengen muss, gibt es zu hauf. Die kann man naemlich an Ort und Stelle Essen, da es in solchen Laeden dann auch immer Heisswasser gibt.



Zu den Lebenshaltungskosten habe ich immer mal wieder etwas geschrieben. Man erkennt den Grundtenor wohl schon daran, dass ich nach 4 Monaten Asien mein 4,70 EUR Zimmer in Jakarta und das Nasi Goreng fuer 90 Cent als ungemein teuer einstufe.



Aber nun wartet ein neuer interessanter Kontinent darauf, von mir entdeckt zu werden. Und dem werde ich mich ab nun widmen.




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