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05.02.2003: (Liverpool (Großbritannien)) "Kommen ein Engländer, ein Schotte und ein Deutscher in einen Laden.."    [geschrieben von rainer]

Heute gibt?s mal wieder einen Beitrag von der Insel, auf welcher der amerikanische Außenminister Tony Blair das Sagen hat. Momentan wird versucht, hier alle auf Krieg zu trimmen, aber selbst die sonst so konservativen Schmierblätter wie die Sun oder der Daily Express wollen einen Irakfeldzug nicht so ganz unterstützen.

Derweil habe ich mich aufgemacht, etwas mehr von der Insel zu sehen und bin eine Woche nach Schottland gefahren, unter anderem um herauszufinden, ob Glasgow wirklich Meilen besser ist oder besser lächelt. Ob es wirklich stimmt, kann ich nicht sagen, aber man muss schon zugeben, dass Liverpool noch einiges zu tun hat, will es 2008 Capital of Culture werden. So war es Glasgow anno 1990 und hier kann man deutlich sehen, wie eine Stadt erfolgreich ihr Image von der stinkenden Industriestadt zu einer angesagten Kulturstadt ändern kann. Viele Leuchtturmprojekte wie auch Investitionen aller Art haben das Bild der Stadt stark gewandelt. Die U-Bahn gehört allerdings nicht dazu. Wir hatten uns schon gewundert, dass die Schotten nicht so groß sind, wie man es von den barbarischen Kelten gedacht hatte. Ein Grund ist sicher die mindestens 100 Jahre alte U-Bahn, von der es nur eine Linie mit 15 Haltestellen gibt und die immer im Kreis fährt. Die Wagen haben nahezu die Form eines liegenden Zylinders mit einer Deckenhöhe von ca. 1,85m (allerdings nur in der Mitte). Ich hatte mit meinen 5 Fuß und 9,6 Inches (ca. 1,78m) keine Probleme, solange ich nicht am Rand stehen musste, wo man sich schnell nen steifen Nacken holen kann. Ein wiederholtes Benutzen der U-Bahn (zum Beispiel jeden Tag) führt dann sicherlich zu Wachstumshemmungen, woraus sich wiederum die überraschend geringe Körpergröße ergibt...

Aber nun zum eigentlichen Thema. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist und gerne Klischees bedient, gibt es für Deutsche eine Menge Leute die man nicht mag: Franzosen, Engländer, Amis, Holländer, Österreicher und erst recht Bajuwaren. Den Engländern geht es sicherlich auch so. Sie mögen keine Franzosen, erst recht keine Deutschen und Iren sind ihnen auch häufig suspekt. Aber das Verhältnis zwischen Engländern und Schotten ist noch ein anderes. So wie Mel Gibson im 14. Jahrhundert noch mit Waffen gegen die Engländer gekämpft hat, läuft die Auseinandersetzung heute subtiler ab. Für mich ist das eher einerlei, und so wurde ich in Schottland mehrfach darauf hingewiesen, dass sie Schotten sind, vielleicht noch Briten, aber Engländer bestimmt nicht. Besonders in Dorf-Pubs in Highlandkäffern scheint man das genauer zu nehmen. Auch zahlen die Schotten lieber mit ihren eigenen Banknoten, ohne dass Ihnen beim Einkauf die Queen von jedem Geldschein zulächelt. Andersherum findet man in Liverpool auch Shops, die partout keine Schottischen Banknoten annehmen wollen, obwohl es sich um die gleiche Währung handelt (Ungefähr so, als könnte man in Dortmund sein Bier nicht mit holländischen Euromünzen löhnen). Und auch sonst ist man darauf bedacht, sich über das jeweilig andere Volk lustig zu machen oder abschätzig zu urteilen.

Allerdings habe ich eine Tendenz ausgemacht, dass der englische Kulturraum (Wenn man überhaupt von Kultur sprechen kann) von fremden Einflüssen unterlaufen wird, ob bewusst oder nicht (Selbst James Bond ist ja mittlerweile Ire). Passend dazu titelte der Daily Mirror letztens noch: ?Herr Schröder, you don?t rule England (yet)!? nachdem der Bundeskanzler der englischen ?Zeitung? verbieten wollte, weiterhin erfundene Geschichten über angebliche Ehekrisen zu veröffentlichen.

Dann versuchen es die Deutschen halt auf andere Art: Man kann bei Netto, Aldi, Lidl und Spar einkaufen, wer es sich leisten kann, kauft sich einen Mercedes oder BMW. Das Siemens Handy kann man mit einem T-Mobile Vertrag ausrüsten, die Deutsche Bahn spekuliert, im Nahverkehrssystem in Schottland einzusteigen und man trinkt das ein oder andere Becks, während man deutsche Cheesie Dance Music von Jan Wayne oder Scooter hört. Man findet Franka Potente aus ?Run Lola, Run? ?sweet? und auf BBC gibt es eine Krimiserie über die Militärpolizei der im Münsterland und Osnabrücker Land stationierten britischen Soldaten, in der manche Personen auch mal ganze Gespräche in deutsch abhalten (Wie auch immer der Durchschnitts-Liverpudlian das verstehen will). Am meisten verwundert war ich allerdings über die Beliebtheit originaler Bundeswehrjacken mit Deutschlandfahne an der Schulter, die man zunehmend in der Öffentlichkeit wahrnimmt. Wer weiß, zu welchem Zweck Peter Struck anscheinend versucht, eine Fremdenlegion mit englischen Zivilisten aufzubauen..

Soweit, jetzt grüße ich noch alle, die sich bald wieder auf die Heimreise nach Dortmund machen. Ich werde noch sieben Wochen hier bleiben und das ein oder andere auch noch zum Besten geben.

Außerdem grüße ich noch das gesamte Planerwelt-Team und alle die mich kennen!

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Warszawa: in der Altstadt von Warschau. Um ein so menschenleeres Bild der Altstadt hinzubekommen muss man früh aufstehen... ;-)
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