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12.05.2005: (Dodoma (Tanzania)) "Reisetagebuch - 12.05.2005"    [geschrieben von AlexSapp]

Ich liege in einem uralten Bus und bin gerade damit fertig geworden, meine Knochen wieder an die richtigen Stellen zu sortieren. Nun erhole ich mich von den Strapazen des ersten Teils der wohl haertesten Busreise meiner gesamten Weltreise.

Mein Fruehstueck war erwartungsgemaess bescheiden, doch immerhin war das Weissbrot, das es zum Tee gab, frisch. Ich warf auf dem Weg zum Bahnhof noch ein paar Postkarten in einen Briefkasten und bekam dann am Schalter die Hiobsbotschaft, dass es fuer den heutigen Zug keine Tickets mehr gaebe, weder hier, noch direkt im Zug. Ich ueberlegte kurz, ob ich nicht doch einfach versuche in den Zug zu steigen und dort dann irgendwie fuer einen Platz zu bezahlen. Leider entschied ich mich dagegen, weil ich nicht wusste, dass selbst ein Stehplatz in der dritten Klasse bequemer gewesen waere als das was ich gerade durchgemacht habe.



Am Busbahnhof verglich ich ein paar Preise, doch scheint 25.000 Shilling fuer die Strecke nach Mwanza der gaengige Preis zu sein, obwohl es nur 685 Kilometer sind und damit lediglich 200 mehr als Dar-Dodoma, was mich nur 6.500 gekostet hatte. Vermutlich ist die Konkurrenz auf dieser Strecke nicht so hoch und die Reisezeit deutlich laenger. Zudem sind hier die Reparaturkosten definitiv erheblich hoeher. Die Zeit sollte aber zeigen, dass der Fahrpreis noch das geringste Uebel ist.



Ich kaufte also ein Ticket fuer 12.30 Uhr, wobei der Bus natuerlich erst um 13.30 hier ankam und dann noch Mittagspause machte, sodass wir erst nach 14 Uhr endlich losfuhren. In der Zwischenzeit ging ich nochmal durch Dodoma, fand eine weitere geteerte Strasse, an der das Hauptquartier der regierenden Partei CCM steht, welches recht neu aussieht. Insgesamt kann ich meinen nicht wirklich guten Eindruck des gestrigen Abends trotzdem nicht revidieren. Bevor ich zum Busbahnhof ging war ich noch in einem Internetcafe und ass bei Rose ein zweites Fruehstueck.



Um 14.12 begann dann die Folter. Ich hatte noch kurz ueberlegt, einen langen Pulli mit in den Bus zu nehmen, da ich angesichts des Fahrpreises sogar eine Klimaanlage nicht ausschliessen wollte. Als der Bus auf den Platz rollte, wusste ich, dass diese Ueberlegungen geistige Makulatur waren. Nicht nur, dass der Bus keine Gepaeckfaecher hat und mein Rucksack daher in meiner Naehe im Gang liegt. Auch war die Klimaanlage vermutlich noch nicht erfunden, als dieser Bus das erste mal auf die Strassen dieser Welt losgelassen wurde.



Mein Rucksack stoert aber im Gang nicht, da sich hinter mir nur noch eine letzte Sitzreihe befindet und der Gang auch relativ breit ist. Das ueberrascht, da pro Sitzreihe 5 nummerierte Sitzplaeetze zu finden sind. Wo der noetige Platz her kommt, ist leicht zu erraten. Zwischen 2 weiteren maennlichen Erwachsenen auf der rechten Seite des Ganges zu sitzen ist so eng, dass ich am spaeten Nachmittag nicht mehr unterscheiden konnte, ob der Schweiss der mein Shirt durchnaesst, von mir oder von meinen Nachbarn kommt.



Das eigentliche Uebel ist jedoch die Kombination aus mangelhafter Federung und sehr schlechten Strassen. Die erste Stunde fuhren wir auf einem Behelfsweg neben der eigentlichen Strasse, da diese gerade von einer Schotterpiste zu einer modernen geteerten Strasse ausgebaut wird. Leider wurde die Situation danach nicht besser. Nach den ersten 225 Kilometern Fahrt, die wir in den letzten 7 Stunden zurueckgelegt haben, habe ich an beiden Haenden Schwielen vom Festhalten, was wohl einiges ueber die Verhaeltnisse hier hinten aussagt. Zumal ich, wie alle meine Leidensgenossen, einen Sitzplatz habe.



Wir wurden oft so hoch geschleudert, dass wir aufpassen mussten, nicht mit dem Kopf an die Gepaeckablagefaecher ueber uns zu stossen, die im Ruhezustand 50 Zentimeter ueber unseren Koepfen angebracht sind. Nach vielen 2er oder 3er Kombispruengen mussten wir aufstehen und das Sitzpolster wieder befestigen, das bei solchen Aktionen gerne aus der Verankerung springt. Da jeder auch noch so kleine Schlag von den Raedern ueber die nicht wahrzunehmende Federung an den Stahlplattenboden und von dort ueber die Sitze auf die Fahrgaeste uebertragen wird, spuere ich auch jeden einzelnen Muskel, besonders jene im Ruecken. Dass es zudem unertraeglich laut im Bus ist, da die losen Fenster in den Alurahmen wackeln und die Metallplatte am Boden auf dem Fahrgestell vibriert, geraet dabei fast ins Vergessen.



Wir stehen jetzt schon ueber eine Stunde hier am Busbahnhof in Singida und ich denke, dass wir wohl erst am fruehen morgen weiter fahren werden. Mit der Ankunft in Mwanza am Lake Victoria ist somit nicht vor dem spaeten Nachmittag des morgigen Tages zu rechnen. Es sei denn, die Strassen werden im tiefen Landesinnern ploetzlich wieder deutlich besser. Davon wage ich aber nicht zu traeumen.

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