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11.10.2002: (Toronto (Kanada)) "erste Meldung von der anderen Seite"    [geschrieben von manuel]

So liebe Mitstreiterinnen weit verstreut in dieser Welt um allen die Kunde von der deutschen Planung und ihren Vertretern zu verkuenden. Erst einmal vielen Dank den kreativen und emsigen Machern dieser digitalen Kommunikationsplattform ? ich lese mit Vergnuegen die Berichte. Hier nun ein weiterer Beitrag.

Meine Wenigkeit bemueht sich derzeit in Toronto auf dem amerikanischen Kontinent, d.h. seit Ende August bin ich schon da. Ein paar Fakten zur Einleitung: Toronto ist die groesste Stadt in Canada, so an die 3 Millionen und drumherum die Greater Toronto Area, mit nochmal einigen zehntausend suburbaniten. Und die meisten sprechen englisch, abgesehen von den unzaehligen anderen sprachen, die sich hier tummeln. Da ich derzeit in little italy wohne kann es gut passieren, dass mir morgens alte, italienisch brabbelnde Patriarchen den Weg zum Café versperren und abends die gleiche Sorte in juenger in Machoposen die holde Weiblichkeit beeindruckt. Von wegen Einheitskultur. Und aehnliches gilt dann jeweils fuer little Portugal, korea town, greek town, mehrere china towns, east Indian, little azores, etc. Nur ein little germany hab ich noch nicht entdeckt, aber die sind sowieso irgendwie ueberall. So ziemlich jeder mit dem ich spreche hat irgendwelche deutsche Verwandte, Urspruenge oder war schon mal da. Damit waeren wir auch schon bei den Menschen. Die Vielfalt ist sehr beeindruckend. Wahnsinnig viele schoene Menschen in allen Farben. Und so ungewohnt mir der smalltalk am Anfang auch war - die ersten Tage hatte ich doch glatt Muskelkater in den Backen vom andauernden ?smile? ? mittlerweile kann auch ich freundlich und prompt auf das obligatorische ?hey, how are you? antworten. Meine anfaengliche Verunsicherung wie das nun gemeint ist, ob ich tatsaechlich jedem Wildfremden meine Verdauungsstoerungen erzaehlen soll, hat sich gelegt ? und mit einem ?good, how are you?? ist man immer gut dabei. Kommunikation faellt einem hier nicht schwer, die Leute sind offen und interessiert. Zurueck zum Gebauten, die Stadt ist riesig, wobei ich mich hauptsaechlich in der down und uptown aufhalte, wo mit streetcars und subways alles ziemlich gut erreichbar ist. die elenden suburbs lasse ich aussen vor. Und noch besser klappt das mit dem Fahrrad, da die Stadt sehr flach ist. Und binnen Minuten ist alles vorhanden. Riesige Wolkenkratzer im Bankenviertel und am Ufer des Lake Ontario mit den bekannten malls etc. und nur ein Block weiter sind dann alte, viktorianische Haeuser mit grossen Ahornbaeumen am Strassenrand und kleinen Laeden. Eine schoene Abwechslung.

Eine ebensolche, wenn auch eher im negativen, ist dann auch die Uni. Aus mir unerfindlichen Gruenden in einem Vorort gelegen, bin ich eine gute Stunde mit Bus und Bahn unterwegs um dann wohlbekannte Betonarchitektur der letzten dreissig Jahre bewundern zu koennen. Ein riesiger Komplex mit mehreren Fressmeilen in denen sich die Studenten ganz individuell mit fastfood den Magen fuellen koennen ? kein Mensazwang. Diese malls sind dann auch immer voll mit Unmassen junger bachelorstudenten, die andauernd in Bewegung sind. Da ist die Environmental Studies Fakultaet, in der ich studiere, sehr viel geruhsamer. So an die 150 Studenten sind in meinem first year, des zweijaehrigen Masters of Environmental Studies program. Die haben alle schon mindestens 4 Jahre studiert und die meisten auch schon gearbeitet und alle sind sehr umweltbewusst - deswegen sind sie hier (die Fakultaetscafete ist vegan und es gibt fair trade Kaffee!). Das Programm ist super interdisziplinaer und individuell. Am Anfang muss jeder Student seinen plan of study schreiben, in dem er ausfuehrlichst beschreibt was er studieren will und wie er das machen will (anhand dieser selbst gesteckten Ziele wird man dann am Ende auch geprueft). Und dann versuchen die Professoren und Mitarbeiter diesem Lernziel entgegenzukommen, beraten und helfen bei der Auswahl der Kurse etc. Die Interessen der Studenten decken alles ab, was man sich so bei Umwelt in allen Deutungsmoeglichkeiten vorstellen kann. Nachhaltige Entwicklung unterentwickelter Laender, die Chancen von Oekolandwirtschaft, die Thematik von Migration und Immigration, Gender issues, politische Strukturen, Ressourcenschutz, Vermittlung und Weiterbildung in Umweltbelangen und auch Planung in allen Varianten sind nur einige Themen. Das Studium kostet und die Studenten sind alle voll dabei. Das Studium ist auch etwas anspruchsvoller. Hausaufgaben sind mein taeglich Brot. Lesen unzaehliger Seiten englischer Fachliteratur, Schreiben von woechentlichen bookreviews etc. fuellen meine Tage. Das Studieren ist also etwas anders als gewohnt, verlangt mehr Selbstdisziplin, bietet aber auch etwas mehr. Die Diskussionen sind sehr anregend, zum Teil kommen die Leute aus aller Welt. Und die Literatur ist spannend, wenn mir auch das Englisch noch einigen Raum fuer Interpretation laesst ? ganz so professionell ist mein Leseverstaendnis noch nicht. Ach ja es gibt fuer jeden Kurs einen reader, der kaeuflich zu erwerben ist fuer nur 90 Dollar, von dem die Professoren erwarten, dass er auch gelesen wird (s.o. beim Stichwort Hausaufgaben). Obwohl ich als exchange student zu nix verpflichtet bin, versuch ich doch ganz regulaer mitzumachen, weil so als halbe Portion im Unterricht macht auch kein Spass. Um das erst mal abzuschliessen: das Ganze ist wirklich interessant und ich bin froh hier zu sein. Ein ganz gehoeriger Sprung nach vorn und ein erweitertes Verstaendnis von Planung und der Welt kann man hier auch bekommen.

Das war der offizielle Teil, tatsaechlich habe ich daneben noch Zeit das Angebot der Stadt kennenzulernen, das auch sehr attraktiv ist, aber davon ein ander Mal mehr.

Soweit so gut, ich freu mich auf ein langes thanksgiving weekend in der kanadischen Wildnis mit Kanu fahren und turkey mampfen.

Cheers an alle

Manuel

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