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05.01.2005: (Puerto Iguazu (Argentinien)) "Reisetagebuch - 05.01.2005"    [geschrieben von AlexSapp]

Fertig von einem interessanten Tag und sehr gut gesaettigt liege ich in einem der 5 oberen Betten des Zimmers eines Hostels in Puerto Iguazu. Ueber den Bettkannten haengen nasse Klamotten, die ein Zeugnis von der abenteuerlichen Bootsfahrt in die Iguazufaelle geben.

Wir wollten Ciudad del Este frueh verlassen, um moeglichst viel Zeit fuer die beruehmten Wasserfaelle an der argentinisch-brasilianischen Grenze zu haben. Bis wir den Abfahrtsplatz des Busses gefunden hatten und nach fast einstuendiger Wartezeit auf den Bus war es jedoch schon fast 11 Uhr. Die ganze Stadt war am heutigen Morgen mit Verkaufsstaenden und Geschaeften ueberfuellt, die mit ihren mit Handkarren bewaffneten Zulieferern alleine fuer schwierige Verkehrsverhaeltnisse gesorgt haetten.



Hinzu kamen aber noch Tausende Argentinier und Brasilianer, die die hohen Einfuhrzoelle ihrer Heimatlaender umgehen wollen, da man aus dem in dieser Hinsicht deutlich liberaleren Paraguay Neuwaren fuer den persoenlichen Gebrauch bis zum Wert von 150 USD zollfrei einfuehren kann. Diese Grenzshopper muessen natuerlich auch irgendwie mobil sein und so verstopften Hunderte Minibusse, Autos und unzaehlige Motorraeder die Strassen derart, dass der Bus fuer die 2 Kilometer bis zur Grenzbruecke ueber den Parana knappe 2 Stunden brauchte. Den Autos sah man es weniger an, doch bei den Fussgaengern sah man deutlich, wie in Richtung Paraguay allerhoechstens leere Rucksaecke mitgenommen wurden, wehrend in Gegenrichtung kartonweise Spielzeug, Haushaltswaren und mehr als Alles Andere elektronische Geraete ueber die Bruecke getragen wurden.



Da Tagesausfluegler in diesem Dreilaendereck keine Grenzformalitaeten einhalten muessen und die argentinischen Behoerden uns die Einreise auch ohne paraguayanischen Ausreisestempel bestaetigten, stoerte uns das Fehlen dieses Stempels nicht. Es sollte auch weiterhin keinerlei Auswirkungen haben, hoffe ich.



In Puerto Iguazu gaben wir unser Gepaeck in die Aufbewahrung und nahmen den naechsten Bus in den Parque Nacional de Iguazu, welcher noch sehr guenstig war. Der Parkeintritt ist mit fast 8 EUR schon happiger und die Bootstouren, die wir auf dem Parana unternommen haben, steigerten die Gesamtkosten fuer den Wasserfallbesuch auf 25 EUR pro Person. Doch fuer diesen Preis wird dem Besucher eine grandiose Landschaft mit den gigantischen Wasserfaellen und gut ausgebauten und beschilderten Wegen durch an sich unwegsames Terrain geboten.



Ein wenig erschreckte uns die Masse an Touristen, die sich die Faelle ansahen und dem Weg zum wichtigsten Aussichtspunkt eine Voelkerwanderungsathmosphaere verliehen. Als wir dort ankamen und sich vor uns der auf ueber Hundert Metern Breite in die Tiefe stuerzende Parana eroeffnete stuerzten allerdings auch wir uns in das fotografierende Getuemmel.



Nicht wie auf dem Hinweg mit der Parkeisenbahn, sondern mit einem 10 Personen Schlauchboot fuhren wir flussabwaerts vorbei an gruenen Ufern, an denen wir sogar einen kleinen Aligator zu sehen bekamen, wieder zur Estacion Central des Parks. Von dort gingen wir ueber zu nicht unwesentlichen Teilen auf Hochwegen ueber den Fluss fuehrende Wege und spaeter hinab bis zum Einstieg fuer die Bootstouren auf dem Fluss unterhalb der Faelle. Kleine, aber mit 2 x 200 PS aus Yamaha-Aussenbordmotoren sehr starke Hartschalenboote fahren von hier die Touristen an bzw. sogar direkt unter das hinabstuerzende Wasser. Unsere Bootstour war die letzte des Tages und man hatte fast das Gefuehl, als muesste sich die Bootsbesatzung nochal so richtig austoben.



Zum Glueck wurden vor der Tour Plastiktueten fuer Kameras und andere wasserempfindliche Dinge verteilt, denn es blieb kein Auge, kein Socke und nichtmal ein Stueck Unterwaesche oder der unter der Sitzbank stehende Rucksack trocken. Der Rueckweg bis zum Parkausgang genuegte gerade, um nicht mehr zu triefen, doch trocken waren wir erst wieder, nachdem wir uns im eilig nahe des Busbahnhofs gefundenen Hostel umziehen konnten. Fuer die Aussichten, Fotos und letztlich auch den Spassfaktor hat sich der teure Tag an und in den Faellen dennoch mehr als gelohnt.



In einem mit unserem kooperierenden Hostel gab es am Abend typisch argentinisches Essen. Zu betont wenig Beilagen lieferte der grosse Holzkohlegrill das saftigste Grillfleisch, welches vermutlich je einen Grill verlassen hat. Das Geheimnis dafuer ist, dass nicht wie in Deutschland ueblich das portionierte Fleich gegrillt wird, sondern von Fleischbrocken von der Groesse, dass man daraus gut ein Kalb basteln koennte, werden die 2 Daumen dicken Scheiben nach Bedarf abgeschnitten. Bis kurz vor dem Platzen der Magenwaende verschlangen wir zur Freude des argentinischen Grillmeisters das stellenweise noch fast lebendig wirkende tote Tier, bevor wir in unser Hostel zurueckkugelten.





Damit endet morgen frueh nach einem gelungenen Abschlussessen der Argentinienaufenthalt, der durch Kurzurlaube in Uruguay und Paraguay unterbrochen wurde. Da ich auch zu diesen beiden Laendern noch keinen abschliessenden Gedanken niedergeschrieben habe, muss ich jetzt ueber 3 Laender gleichzeitig bzw. nacheinander schreiben.



Argentinien, Uruguay und Paraguay sind kulturell sehr aehnlich. Wenn man in Uruguay nicht mit anderen Pesos zahlen muesste, wuerde man vermutlich garnicht bemerken, dass man in einem anderen Land ist. Ich habe mit Mendoza, den Anden, Buenos Aires und letztlich Puerto Iguazu nicht all zu viel von Argentinien gesehen, doch das was ich gesehen habe, hat mich nachhaltig beeindruckt.



Aufgrund der besseren Sicht wirkten die Anden fast noch beeindruckender, als der Himalaya, Mendoza ist eine nicht untouristische aber sehr sehenswerte Grossstadt und Buenos Aires kaempft inzwischen mit Sydney um den Titel derjenigen Stadt, in der ich mir auch laengerfristig am Besten zu Leben vorstellen koennte.



Die Argentinier sind sehr stolz auf sich und ihr Land, sehen fuer den Staat Uruguay keine echte Existenzberechtignung und hoeren nicht gern, was aber der Wahrheit entspricht: Sie sind die Europaeer Suedamerikas. Nun trifft das historisch gesehen auf alle Staaten dieses Halbkontinents zu, doch in Argentinien sind, auch ethnisch, die Unterschiede zu den ehemaligen Kolonialherren wohl am Geringsten und nirgendwo sieht man das mehr als in BsAs.



Das Essen ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Vegetariers, auch 4- und 5-jaehrige reissen mit ihren Milchzaehnen lieber ein Stueck gegrilltes Fleisch, als den dazu gereichten Kartoffelpuerree anzuruehren. Allerdings wird, wenn man auswaerts isst, viel in recht teuren Restaurants gegessen und preiswerte Fastfoodlaeden, wie man sie als Completostaende aus Chile kennt, sind eher selten. Aber warum sollte man das gute argentinische Rind auch zu Hamburgern und Wuerstchen verarbeiten, wenn man doch Steak, Rippchen und co. daraus machen kann.



Preislich ist das Land hoch interessant. Bis zur Wirtschaftskrise im Jahr 2000 war Argentinien das teuerste Land Suedamerikas. Seit der arg. Peso aber nicht mehr an den USD gekoppelt ist, hat die Waehrung viel ihres Aussenwertes eingebuesst, haben viele Argentinier grosse Vermoegen verloren, doch die Uebernachtung oder das Essen, welches noch immer 15 Pesos kostet, sind fuer den Europaeer heute 4 EUR und nicht wie im Jahr 2000 16.



Uruguay ist aehnlich, wenn nicht genauso. Ich war lediglich ein paar Stunden in Colonia und danach in Punta del Este bzw. Maldonado und in der Hauptstadt Montevideo. Das sind leider die 3 touristischsten Orte des gesamten Landes, doch in Teilen Montevideos und auch in Maldonado kann man Uruguay tatsaechlich richtig kennenlernen. Zumal wir auch vom wenig besiedelten Gaucholand aus dem Bus etwas haben sehen koennen.



Ausser dass Uruguay etwas aermer ist als Argentinien, kann man keine grossen Unterschiede feststellen. Wie Argentinien hat auch der kleine noerdliche Nachbar einen Verstaedterungsgrad von ueber 90 Prozent. Auch hier fuehlt man sich sehr europaeisch, auch hier isst man viel gegrilltes Fleisch und auch in Uruguay sind die Menschen stets sehr zvorkommend. Montevideo ist leider stellenweise sehr heruntergekommen, was zum Teil daran liegt, dass der Staat einfach kein Geld hat und private Haushalte es sich noch viel weniger leisten koennen, Geld in die Restaurierung der Fassaden zu stecken. Und sowohl Argentinier als auch Uruguayaner wissen, wie man feiert. Besonders, aber eben nicht nur, an Silvester.



Paraguay merkt man die Rueckstaendigkeit nach Jahrzehnten mit Kriegen und Militaerdiktaturen an allen Ecken und Enden an. In der Hauptstadt verfaellt die historische Bausubstanz, wenn man von einer Hand voll offizieller Regierungsbauten absieht. Allerdings scheint es eine Klasse Reicher zu geben, die sich in noch korrupteren Zeiten die Taschen vollstopfen konnten und heute in stacheldrahtgeschuetzten Villen in den Vororten wohnen.



Ausser Asuncion habe ich nur noch den Grenzort Ciudad del Este kennengelernt, der ebenfalls sehr schmutzig und heruntergekommen wirkt. Nur die Tatsache, dass andere Staaten sehr hohe Einfuhrzoelle haben, macht die Stadt sehr geschaeftig.



Bereits erwaehnt hatte ich den nativen Einfluss in den Gesichtern der Paraguayaner. Anders als in vielen anderen suedamerikanischen Laendern haben sich in Paraguay die Europaer nicht durchgesetzt sondern gliederten sich in die Gesellschaften der Guarani, mit denen sie sich von Beginn an vermischten. Freundlichkeit gegenueber Fremden scheint diesem Volk nicht eigen zu sein.



Dafuer ist Paraguay preiswert und da es nahezu keinen Tourismus im Land gibt kann man das Land und seine wenigen Sehenswuerdigkeiten besichtigen, ohne auf ausgetretenen Wegen mit vielen anderen Touristen zu gehen. Off the beaten path nennt man das wohl auf Neudeutsch.


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