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13.08.2004: (Lhasa (Tibet)) "Reisetagebuch - 13.08.2004"    [geschrieben von AlexSapp]

Mein Trampen verlief erfolgreich. Nachdem ich die eher 8 als 6 Kilometer bis hinter den Kontrollposten gelaufen war, wartete ich dort 2 Stunden erfolglos, bis gegen 12 Uhr ein Jeep anhielt, in dem ein Thueringer aus Jena mit seinen beiden 12 bzw. 14 Jahre alten Kindern Josef und Gretel (Margareta) unterwges nach Zhangmu war. Die drei haetten mich auch kostenlos mitgenommen, doch war der Fahrer fuchsig genug, mir vorm Einsteigen fuer die Fahrt 200 Yuan abzunehmen. Der Preis ist aber fuer die Fahrt in einem Jeep in Ordnung.

Fast 10 Stunden dauerten die 300 Kilometer inklusive einer Mittagspause in Tigri. Diese Information soll auch zur Beschreibung der Strassenverhaeltnisse dienen. Wir ueberquerten dabei zunaechst den Lhakpa La Pass, mit 5220 Metern die vermutlich hoechste Erhebung meiner gesamten Reise. Dort oben hielten wir an, um ein paar Fotos zu machen. Bei bewoelktem Himmel und Wind war es ziemlich kuehl, weshalb wir diesen Aufenthalt recht kurz hielten.



Direkt hinter Tingri kann man bei gutem Wetter wunderbare Ausblicke auf das Everest-Massiv geniessen, doch unsere obligatorischen Fotos zeigen leider nur den wolkenverhangenen Himmel. Vom 5050 Meter hohen Lalung La hatten wir dann aber gute Sicht auf den Shishapangma, den mit 8013 Metern einzigen Achttausender, der komplett auf tibetischem Gebiet liegt. Hier stiessen Thomas, der Fahrer und ich mit dem Bier an, welches wir einige Stunden zuvor gefunden hatten. Ein LKW muss mitten auf der Strasse einen Karton Bier verloren haben, aus welchem wir noch 4 heile Flaschen retten konnten.



Die letzten 33 Kilometer bis zur Grenzstadt Zhangmu fuehren steil bergab, von der 5000 Meter hohen Ebene durch gruene, bewaldete Schluchten, die einen nach der vorherigen Kargheit in eine andere Welt versetzen, in den 2300 Meter hoch gelegenen Ort. Kaum zu glauben, dass dieser bessere Wanderweg, vorbei an herrlichen Wasserfaellen, die unser Fahrer zum Teil als kostenlose Waschanlage nutzte, die Hauptverbindungsstrasse zwischen China und Nepal ist. Das zweite Wort im Namen Friendship Highway verspricht da doch etwas zuviel.



Das Hotel, in dem ich mit den Thueringern ein Dorm teile, ist wie das angegliederte Hotel voellig ueberteuert bei schlechter Qualitaet. Da der Grenzuebergang jedoch um 17.00 Uhr schliesst, muessen in dem trostlosen, von Geldwechslern, Jeepfahrern und Prostituierten gepraegten Ort fast alle Reisenden eine Uebernachtung einlegen, was zu dieser Abzocke fuehrt. 50 Yuan sind zwar nicht viel Geld fuer eine Uebernachtung, doch sind hier nicht nur die Toiletten recht ekelhaft, auch die Bettlaken und Handtuecher sind fleckig und stinken.



Aehnlich verhaelt es sich mit dem Restaurant, das mit englicher Speisekarte und Pizza aufwartet, doch die hohen Preise leider nicht durch akzeptable Quantitaet oder Qualitaet rechtfertigt. Ich aas dort mit Thomas, Gretel und Josef, bevor wir zu Bett gingen, ohne an die heute beginnenden Spiele von Athen zu denken. Die Eroeffnungsfeier haette allerdings ohnehin erst weit nach Mitternacht begonnen.



Da 50 Meter unterhalb unseres Hotels die chinesische Grenzstation liegt, kann ich nun auch vom Bevoelkerungsreichsten Land der Erde eine kleine Schlussbetrachtung beginnen.



Das Land ist gigantisch.



Landschaftlich wie kulturell interessant und abwechslungsreich. Riesige Staedte mit Einwohnerzahlen die fuer einen Europaeer nur einen Staat beschreiben koennen und entwickelter als man sich das vorstellen kann. Selbst kleinere Staedte wie Hangzhou oder Chengdu verfuegen ueber Skylines, die in Europa ihres Gleichen suchen. Peking und Shanghai sind natuerlich herausragend, was Internationalitaet und Reichtum sowie auch den Grad der Europaeisierung angeht.



Trotzdem habe beide Staedte noch immer ein Teil ihres frueheren Gesichts behalten, was man von anderen Staedten nicht behaupten kann, da alte Gebaeude in China auch aufgrund mangelnden Platzes in der Regel schon nach wenigen Jahrzehnten neueren und vor Allem hoeheren Gebaeuden weichen muessen.



Doch der Bund sowie die Altstadt von Shanghai sowie die Hutongs Pekings bilden da eine erfreuliche und interessante Ausnahme.



Da Peking auch die Verbotene Stadt, den Himmelstempel, den Sommerpalast, den Platz des Himmlischen Friedens sowie unweit der Stadt bestens erhaltene bzw. restaurierte Stuecke der Grossen Mauer zu bieten hat, ist dies nicht nur Hauptstadt sondern auch die ganz klar interessanteste Stadt des Landes.



Doch ueberall im Land finden sich Einkaufszentren und Kaufhaeuser wieder, die eine riesige Auswahl an heimischen aber auch importierten Waren bieten. Wenn man sieht, was innerhalb von 15 Jahren aus dem Stadtteil Pudong in Shanghai geworden ist, oder man sich die Geschichte Shenzhens ansieht, das 1979 noch ein Weiler war und wo inzwischen jaehrlich Waren im Wert von 250 Milliarden USD hergestellt werden, kann man erahnen, welches wirtschaftliche Potenzial noch in diesem Land schlummert. Zweifelsohne wird Cina innerhalb der naechsten 7-10 Jahre die USA hinsichtlich des BIP ueberholen und diese Spitzenposition in den naechsten 50 Jahren nicht wieder hergeben.



Die Menschen sind, anders als man es ggf. von Asiaten vermutet, nicht sanftmuetig und leise, sondern ein eher lautes, ungehobeltes Volk. Das Spucken ist anders als vom Stefan Loose Verlag dargestellt, ueberall, also auch in den Staeden allgegenwaertig. Privatssphaere ist in China ein Fremdwort und auch fuer Umweltprobleme hat der Chinese an sich nicht viel uebrig.



Das Essen ist fast immer sehr lecker, wenn die Zubereitungsarten auch gewoehnungsbeduerftig sind. Ein Huhn wird z.B. einfach komplett zerhackt und alles was man nicht essen kann, wird ausgespuckt und auf den Boden geworfen. Dafuer kann man, wenn man etwas abseits der Touristenpfade oder in den Traveller Gegenden isst, fuer einen Euro pro Person inclusive Getraenke kulinarische Hochgenuesse erleben.



Statistisch gesehen ist China das bisher teuerste Reiseland. Man sollte aber auch eigenen Statistiken nicht immer glauben. In Russland waren Unterkuenfte und die Transsibfahrt bereits bezahlt und auch die hohen Ausgaben in China sind begruendbar.



Zusammen mit meiner Schwester habe ich des oefteren in teureren Restaurants gegessen, wir haben preisunabhaengig dort Getraenke gekauft, wo wir Durst hatten, waren in Cafes und Kneipen westlichen Stils usw. Zudem schlagen die teure Fahrt nach Shanghai sowie das Flugticket nach Lhasa mit zusammen 245 EUR zu Buche und die vielen Sehenswuerdigkeiten Chinas, die ich mit meiner Schwester bzw. auch nachher allein besucht habe, waren auch nicht gerade preiswert.



Insgesamt ist China eigentlich preiswert. In jeder Stadt bekommt man, wenn auch zum Teil nur durch Suchen, fuer 5 EUR ein akzeptables Dorm-Bett, nur Shanghai ist etwas teurer. Und auch die zum Teil hohen Transportkosten kommen hauptsaechlich durch sehr grosse Entfernungen zu Stande, bzw. in Tibet durch eine aeusserst zweifelhafte Politik der Pekinger Regierung.



Trotzdem ist China ein Land, das ich ganz sicher noch oefter besuchen werede, sei es privat oder auch mal geschaeftlich.


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