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07.08.2004: (Chongqing (China)) "Reisetagebuch - 07.08.2004"    [geschrieben von AlexSapp]

Der Tag begann mit einem Schock. Als ich kurz vor Ankunft des Zuges in Chengdu aufwachte, bemerkte ich beim Entnehmen meiner Wasserflasche, dass ich mir einen 12 cm langen Schlitz in meinen Rucksack gerissen haben muss, als ich diesen am Vorabend unter die Sitzbank geschoben habe. Ich nahm meine Waschutensilien heraus und bemerkte, dass meine Digitalkamera nicht mehr da war.

Als ich darauf hin den Rucksack genauer durchsuchte, fand ich mein Handy, meinen Communicator, meinen Reisepass und sogar mein Porte Monnaie. Leider fehlte in diesem der gesamte Bargeldbestand. Erst jetzt viel mir ein, dass der Schlitz im Rucksack ggf. gar kein Unfall war. Umgerechnet 107 EUR Bargeld und eine Digitalkamera mit grossen Speicherchip, Wechselakku und ueber 100 Fotos haben waehrend ich schlief den Besitzer gewechselt.



Glueck im Unglueck, dass der Dieb nicht auch andere technische Geraete oder meine Bankkarte mitgenommen hat. Das Bargeld ist aergerlich, die teure Digitalkamera ist eine mittlere Katastrophe, doch mindestens genau so schlimm wiegt der Verlust aller Photos seit Hangzhou. Also Shanghai bei Nacht, Xi an, die Terrakottaarmee, Yichang, der 3-Schluchten-Damm, die Schifffahrt ueber den Yangzi und und die Stadt Chongqing bleiben bildtechnisch somit undokumentiert.



Ich mache mir selbst in diesem Fall keine Vorwuerfe, da ich alles Wichtige im Handgepaeck hatte, das stets unter mir eigentlich unzugaenglich fuer andere, deponiert war. Ich hatte sogar ein Bein in einer Rucksackschlaufe, um ganz sicher zu gehen. Doch in der Nacht muss jemand von der anderen Seite des offenen Sitzabteils oder vom Gang aus unter die Sitze geklettert sein und dort den wertvollsten Inhalt entnommen haben.



Zwei junge chinesische Touristen boten mir ihre Hilfe an, was ich dankend annahm. Nur durch sie konnte ich innerhalb von 4 1/2 Stunden bei der Polizei eine Anzeige aufgeben und eine Bestaetigung des Verlustes bekommen, die jedoch nur auf chinesisch verfasst ist, da kein Beamter auf der Wache englisch sprach.



Die Polizisten waren sehr freundlich und hilfsbereit und sogar ein wenig beschaemt, dass mir so etwas in China passieren konnte. Sie boten mir weitere Hilfe an und ich nahm zumindest das Angebot, mich zur naechsten Bank of China zu fahren, an. Von dort aus sollten es laut Stadtplan nur wenige hundert Meter bis zu dem von mir ausgesuchten Hostel sein.



Leider war dies eine andere Bank of China. Nach etwas umherlaufen wusste ich ungefaehr, wo ich bin und lief dann die 5 Kilometer bis zu Hostel durch die Mittagshitze um zu erfahren, dass alle Betten belegt sind. Die nur 3 Kilometer bis zur zweiten Wahl waren schnell geschafft und so habe ich fuer 30 Yuan pro Nacht eine gute Unterkunft gefunden. Viel teurer haette es aber auch nicht sein duerfen. Denn nachdem ich die Vertragsbestimmungen fuer meine Versicherung gelesen hatte, musste ich feststellen, dass die von mir gewaehlte Variante M keine Reisegepaeckversicherung sondern lediglich die Auslandskrankenversicherung und eine Haftpflichtversicherung enthaelt.



So beschloss ich, ab sofort den Hoechstsatz fuer Uebernachtungen auf 5 EUR herunter zu setzen und alle nicht zwingend notwendigen Ausgaben einzustellen, um das gestohlene Bargeld und die nach meiner heutigen Recherche ca. 300 EUR fuer eine neue Digitalkamera wieder auszugleichen. Unter Umstaenden muss ich auch auf so unpopulaere Sparmassnahmen wie die Beschraenkung des taeglichen Nahrungsmittelbudgets auf 1,50 EUR zurueck greifen.



Falls all diese Einschraenkungen zur Sicherung miener Zukunft so weit gehen sollten, dass sie tatsaechlich wirken, kann ich notfalls immer noch jeden Montag demonstrieren und bei der naechsten Landtagswahl mein Kreuzchen bei der PDS machen. Wie ich hoerte, macht man das als Deutscher wohl inzwischen so.



Was ich heute ebenfalls heraus gefunden habe, ist, dass ich unter 190 EUR fuer die Reise nach Tibet nicht wegkommen werde. Das kostet bei allen Agenturen und Reisebueros ein Flug nach Lahsa, die Zugangsberechtigung fuer Tibet und der Flughafentransfer. Ueber Land zu reisen sei zwar verboten aber nicht ganz unmoeglich. Doch muesse ich dafuer 10-14 Tage einplanen, da reisen auf diesem 4000 Meter Hochplateau extrem schwierig und langsam von Statten geht und guenstiger wuerde es wohl auch nicht. So lange habe ich ohnehin nicht, da mein Visum fuer China nur bis zum 19. geht und ich auch fuer die Tour von Lhasa nach Katmandu drei Tage einplanen muss. Zudem muesste ich, selbst wenn ich nur eine Woche in Nepal bliebe, dann ggf. mit 2 1/2 Wochen fuer Indien auskommen, was ich vermeiden moechte.



So werde ich wohl Montag morgen von hier nach Lhasa fliegen. Vorher werde ich mir aber morgen eine neue Kamera kaufen, den Flug buchen und Chengdu noch besser kennen lernen. Eine erste Probe der Schaerfsten Kueche Chinas hatte ich bereits heute, da ich auf die Worte Huhn und Sichuan Chili im Reisefuehrer zeigte und eben dies bekam. Allerdings mit einem deutlichen Uebergewicht an Chilischoten, deren Folgen ich wohl auch morgen nochmal zu spueren bekomme.


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