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10.06.2004: (Tbilissi (Tiflis) (Georgien)) "Reisetagebuch - 10.06.2004"    [written by AlexSapp]

Georgien. Das ist ein Land in dem noch vor 10 Jahren Buergerkrieg herrschte, das in einer Wirtschafts- und vor allem Energiekrise steckt, die im Sommer immer wieder zu Stromabschaltungen fuehrt und in dem auch Benzin gerne mal so knapp wird, dass die Strassenhaendler den 2-3 fachen Pres fuer die 20 l Kanister nehmen koennen als an den Tankstellen angeschlagen ist.

Dass sollte man wissen und daher nicht erwarten, dass die touristische Infrastruktur noch irgend etwas mit dem Georgien zu Sowjetzeiten zu tun hat, als das Land sowohl als sommerliches als auch als winterliches Ferienparadies galt. Die Armut grosser Teile der Bevoelkerung geht so weit, dass mich nachdem ich meine letzte Flasche Wasser aus der Tuerkei geleert hatte und wegwerfen wollte, eine aeltere Frau ansprach, ob sie die Flasche haben koenne.



Trotzdem gibt es hier einen hohen Anteil recht reicher Geschaeftsleute. Neben uralten Ladas und natuerlich Sammeltaxen sind alte 5er BMW sowie alte 190er bzw. E-Klasse Mercedes mit rundum getoenten Scheiben die haefigsten Fahrzeuge auf den Strassen.



Und waehrend die Tuerken fast nur in Lizenz in der Tuerkei produzierte PKWs und LKWs fahren, sieht man hier oft Aufschriften detscher Speditionen oder Handwerksbetriebe auf den z.T. sehr alten LKW. Zudem habe ich schon 6 oder 7 alte Luxusautos mit deutschem Ueberfuehrungskennzeichen gesehen.



Da auch ein Grossteil der Hotels zu Herbergen fuer Buergerkriegsfluechtlinge umfunktioniert wurden, war ich erstaunt, wie gut das Hotel auch angesichts des Preises ist. Mein Gepaeck wurde mir aufs Zimmer getragen. Bad ist auf dem Niveau deutscher Hotels und ich habe einen Fernseher und einen Balkon mit grandioser Aussicht auf das Gewerbegebiet am Hafen. Hier scheint sogar ein Mitarbeiter der OSZE zu wohnen, da vor dem Hotel ein Auto mit entspechender OSCE Markierung wartete.



Die Orientierung in Georgien ist fuer Auswaertige schwer. Fast alle Bezeichnungen sind nur auf georgisch, einer Schrift, die weder dem lateinischen noch dem kyrillischen aehnelt. Oft ist aber zusaetzlich auch die russische Bezeichnung angebracht.



Mein Stadtplan zeigt einen Bahnhof im Zentrum, den es dort derzeit aber nicht gibt. Mit dem kleinen Sprachfuehrer und immer in Gleisnaehe bleibend suchte und fragte ich mich also zum Bahnhof auf, den ich im naechsten Ort, ca. 5 km ausserhalb Batumis fand. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, wann welche Zuege zu welchem Preis abfahren und wo ich ein Ticket kaufen koennte.



Da ich die aushaengenden handschriftlich erstellten Listen auch mit Sprachfuehrer nichtmal als Fahrplan bzw. Preisliste unterscheiden konnte, war ich froh, dass einer der drei Angestellten, die um einen mindestens DIN A2 grossen Generalfahrplan herum sassen und sich gegenseitig beschaeftigten, aus welchem Grunde auch immer, franzoesisch sprach. Ich kaufte fuer 2,90 EUR ein Ticket, mit dem ich morgen zwischen 22.40 Uhr und 7 Uhr am Folgetag nach Tiblissi weiter reisen werde, wo ich dann hoffentlich auch ein neues russisches Visum mit den neuen Daten bekomme.



Da das so problemlos funktionierte wurde ich fuer den Rueckweg mutiger, hob laessig den rechten Arm und hielt damit ein Sammeltaxi an, das mich nach Batumi zurueck brachte. Dabei fiel mir auf, dass die Sicherheit hier eine andere ist, als in der Tuerkei. Waehrend ich in der Cumhurriyet nicht einmal auch nur im entferntesten Angst um mein Gepaeck oder meine Wertsachen haette haben muessen, ist hier in Georgien doch mehr Vorsicht geboten. Nach dem Aussteigen viel mir sofort auf, dass mein Kompass nicht mehr in meiner Jackentasche war. Ich durchsuchte all meine Taschen und dann auch den Rucksack, dessen Reissverschluss ein Stueck geoeffnet war. Ganz oben war jedoch neben einer leeren Colaflasche nur die so haeufig gebrauchte Regenjacke, die auch noch da war.



Ploetzlich kam ein junger Mann, der mit im Sammelaxi unterwegs war, auf mich zu und gab mir meinen Kompass waehrend er auf russisch etwas dazu sagte. Nicht voellig ausgeschlossen, dass mir der Kompass tatsaechlich aus der Jacke gefallen ist, fuer wahrscheinlicher halte ich jedoch, dass der Mann gesehen hat, dass mir das Fehlen sofort auffiel und ihn daher zurueck gab. Zumal ich auch keine andere Erklaerung fuer den offenen Rucksack habe. Guter Warnschuss vor den Bug.



Ich fand nach einiger Suche und Fragerei bei anderen Banken auch die einzige Bank Batumis mit funktionierendem Geldautomaten, an welchem sogar meine Sparkassenkarte funktionierte.



Zu mittag ging ich dann in ein Restaurant, in dem ich, wie alle anderen in diesem Lokal, Chinkali ass, gefuellte Teigtaschen, aehnlich den Schwaebischen Maultaschen. Anders als alle anderen trank ich dazu jedoch eine Cola und kein grosses Bier.



Der Regen beschraenkte sich heute erfreulicher Weise auf 4-5 kurze, dafuer um so heftigere Wolkenbrueche, die natuerlich dafuer sorgten, dass sowohl auf Gehwegen als auch an den Strassenraendern mehrere Zentimeter tiefe Pfuetzen oder Baeche entstanden, die den Weg durch den Ort zu einem regelrechten Hindernislauf machen. Gegen Abens sah ich noch Kommissar Rex auf russisch und Eurosport mit georgischem Kommentar.



Auch gewoehnungsbeduerftig.

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