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29.04.2005: (Lusaka (Zambia)) "Reisetagebuch - 29.04.2005"    [geschrieben von AlexSapp]

Ich liege im Bett eines zweite Klasse Abteils des Tazara Railways auf dem Weg gen Norden. Obwohl ich nicht erste Klasse gebucht habe, ist das Abteil mit nur 4 Personen belegt, wodurch jeder mehr als genug Platz hat. Meine Mitstreiter sind auch sehr freundlich und nachdem ein neu gewonnener Freund endlich mein schon fast unverschaemtes Gaehnen nicht mehr ignorieren konnte und zurueck in sein Abteil verschwand, kann ich nun gemuetlich schlafen. Dazu gibts es sogar Bettwaesche in den Abteilen.

Mein Tag war so spektakulaer, wie ein Tag in Kapiri Mposhi sein kann. Nach einem kleinen Fruehstueck in dem Gastronomiebereich der groessten Tankstelle des Ortes ging ich am Morgen schon einmal zur New Tazara Railway Station, die ca. 2 Kilometer vom zentralen Marktplatz entfernt ist. Bis heute verstehe ich nebenbei nicht, warum der internationale Zug nach Tanzania erst in diesem Kaff anfaengt. Denn am Marktplatz gibt es einen aelteren Bahnhof, an dem die Zuege von Lusaka in die Copperbelt Region halten. So waeren es lediglich 2 Kilometer Gleis, um die Tazara Linie bis nach Lusaka oder sogar bis nach Livingstone auszubauen.



Nachdem ich eine gute halbe Stunde als Gehzeit gestoppt und einen relativ modernen Bahnhof mit bequemen Wartesaeaelen vorgefunden hatte, ging ich wieder zurueck in die Stadt. Da ich bereits gestern gesehen hatte, dass es an der Hauptstrasse ausser einem groesseren Supermarkt und mehreren kleinen Geschaeften nicht viel zu sehen gibt, durchstriff ich die Schotterwege oestlich davon. Ich gewann den Eindruck, dass Kapiri eine relativ reiche Stadt sein muss, da fast alle Gebaeude aus Stein bestehen und es keine Huetten gibt, wie man sie in den Dorfern oft findet.



Ich fand zu meinem Glueck eine Marktstrasse, an der es auch ein nettes Restaurant gab. Auch dies befindet sich in einem gemauerten Gebaeude mit Fenstern und Gardinen. Daher war mein Shimwa auch einen ganzen Euro teuer, obwohl es ausser Spinat statt Salat nicht anders war, als jene in Lusaka. Ich lief danach noch ein weiteres Mal durch den Ort, trank hier und da eine Cola oder Sprite, weil dies die einzigen Getraenke neben Bier sind, die man in Mehrweg Glasflaschen kaufen kann und die daher nicht am Seitenrand irgend einer Strasse landen und machte mich dann auf zum Bahnhof.



Dass ich nicht viel zu frueh dort ankam, habe ich dem Mitarbeiter des Motels zu verdanken, der das Wort Tschuess aussprechen konnte und um seine Deutschkenntnisse bis zu meinem naechsten Besuch auszubauen noch ein paar Uebersetzungen brauchte. Ich half ihm so gut ich konnte, wenn er auch auf seine eigene Schreibweise bestand, die teils heftig vom allgemein akzeptierten Dudendeutsch abwich. Aber vielleicht waren das auch schon die Ansaetze fuer die naechste Rechtschreibreform.



Auf dem Weg zum Bahnhof kaufte ich mir an den kioskaehnlichen Strassenstaenden von meinen uebrig gebliebenen Kwacha noch Getraenke und Snacks fuer unterwegs, bevor ich die letzten 45 Minuten vor dem Besteigen des Zuges im Wartebereich ausharrte, wo ich einen jungen Mann kennenlernte, der sich mir als Mutale vorstellte. Die Unterhaltung mit ihm war recht interessant, da er einiges ueber die Geschichte des Landes zu erzaehlen hatte und dies aus einer anderen Perspektive als jener des Lonely Planet oder des Nationalmuseums zu hoeren, war durchaus spannend.



Er besuchte mich nach 3 Stunden Fahrt, die ich hauptsaechlich mit Lesen oder dem Bestaunen der Landschaft verbracht hatte, auch noch in meinem Abteil. Dort erzaehlte er mir, wie schwer es ist, in Zambia gut bezahlte Arbeit zu finden und war von seiner Idee ganz begeistert, dass er fuer mich oder fuer jemanden den ich kenne als Gaertner oder Diener oder Hausmann arbeiten koenne, wenn ihm nur jemand die Reise dorthin bezahlen wuerde, was er natuerlich abarbeiten wuerde. Zwischendurch konnte ich ihn von dieser Idee ablenken, indem ich ihm das Zambia Kapitel des Lonely Planet zeigte, an dem er sehr interessiert war. Doch obwohl es einige Huerden gibt, war er nicht von seiner Idee abzubringen. Und er kenne auch jemanden, der ihm ein Visum fuer Deutschland besorgen koennte.



Irgendwann wurde ich muede, ihm zu erklaeren, dass das etwas komplizierter sei, als es aussehe und dass auch in Deutschland der Arbeitsmarkt fuer ungelernte Kraefte nicht gerade rosig waere. Doch er gab mir seine Adresse und Telefonnummer, damit ich mich bei ihm melden koenne, sobald ich etwas gefunden haette.





Morgen frueh bei Sonnenaufgang werden wir die Grenze zu Tanzania ueberqueren, weshalb es einmal mehr an der Zeit ist, abschliessende Worte fuer ein Land zu finden.



Zambia ist ein armes Land und ich bin eigentlich nur hierher gekommen, weil es auf dem Weg liegt und man so zwischen Namibia an der Westkueste und Tanzania an der Ostkueste nur ein einziges Land durchqueren muss, fuer welches die Visakosten auch noch sehr gering sind. Und obwohl Zambia mit den Victoriafaellen ein sehr bekanntes Touristenziel hat, das auf keiner Overland Truck Fahrt durch das suedliche Afrika fehlen darf, ist das Land abgesehen den Faellen selbst nicht sehr touristisch.



Ich bin nur in Livingstone, das trotz der Victoriafaelle noch immer erstaunlich ruhig und zambisch ist, der Hauptstadt Lusaka und dem Transportknotenpunkt Kapiri Mposhi gewesen und habe daher wie zuvor schon in Suedafrika und Namibia keinen der grossen Nationalparks mit wilden Tieren und zahmen Touristen gesehen. Denn auch wenn Zambia in vielen Belangen deutlich guenstiger ist als Suedafrika, Namibia oder Botswana, die Touren sind mindestens genau so sehr auf die finanzielle Ausstattung der westlichen Touristen ausgelegt, wie in anderen Laendern. Wenn man den Preis fuer Tagestouren bzw. Aktivitaeten wie Bugee Jumping oder Abseilen in Livingstone sieht, koennte man sogar vermuten, dass es eher noch teurer ist.



Aber spaetestens in Lusaka habe ich das echte Zambia kennen gelernt. Man kann an der Cairo Road erkennen, dass es eine Zeit gegeben hat, in der Zambia relativ reich war. Doch das hoechste Hochhaus der Hauptstadt steht leer, was ein Resultat aus dem Verfall des Kupferpreises Ende der 70er Jahre ist, was das Land sehr hart getroffen hat, ist doch Kupfer lange Zeit das einzige Exportgut gewesen.



Doch was in Zambia auffaellt, ist dass die Kluft zwischen arm und reich nicht so gross ist. Zwar gibt es auch in Lusaka sehr exklusive Wohngegenden, doch sind es nur einige wenige Politiker oder Unternehmer, die sich deutlich vom Rest abheben, waehrend man in Suedafrika von einer echten 2 Klassen Gesellschaft sprechen muss. Natuerlich gibt es auch in Zambia sehr arme Landbevoelkerung, die von der Zivilisation des 20. Jahrhunderts noch nicht viel mitbekommen haben, doch die Menschen hier scheinen sehr gluecklich zu sein.



In kaum einem andern Land habe ich so viel Kontakt zu den Menschen auf der Strasse bekommen, wie hier. Und es wurde nicht versucht, mir irgend etwas zu verkaufen. Einfach Neugier oder Freundlichkeit veranlasste so viele Leute, mich anzusprechen und sich mit mir zu unterhalten. Ob das ein Betten- und Sofaverkaufer war, eine Tankstellenmitarbeiterin, junge Leute die Samstags Abends in Livingstone tanzen gehen oder Mitreisende in Bussen oder Zuegen. Nahezu jeder scheint, auch ohne wirtschaftliche Interessen, sich die Zeit zu nehmen, mit einem Fremden zu sprechen.



Natuerlich ist auch die Natur in Zambia sehr schoen anzusehen. Wie ueberall im suedlichen Afrika gibt es weite Steppen und darin viele geschuetzte Nationalparks in denen man genauso gut Wildlife beobachten kann, wie in den Parks von Botswana oder Suedafrika, nur ist die Infrastruktur in Zambia eher bescheiden, weshalb man viele Parks nur schwer erreichen kann. Sehr gut erreichbar hingegen sind die Victoriafaelle und ausser der Tatsache, dass Zimbabwe derzeit nicht ganz sicher zu besuchen ist und es auch nicht politisch korrekt waere, das Mugabe Regime noch zu unterstuetzen, kann man die Faelle von beiden Seiten aus gleich gut sehen und von Zambia aus kostet es nicht 20, sondern nur 10 USD. Hinzu kommt die Fuelle an angebotenen Aktivitaeten, die zwar sehr teuer sind, doch alle sehr professionell und daher sicher durchgefuert werden.



Zambia aber nur auf die Faelle zu reduzieren, waere als wuerde man in Suedafrika nur den Krueger Park besuchen oder Australien nach einem Sonnenaufgang am Uluru gleich wieder zu verlasen. Wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt, das Land kennen zu lernen, wird man feststellen, dass gut die Haelfte der Auslaender die man trifft nicht als Touristen hier sind, sondern bei irgend welchen internationalen Organisationen arbeiten, meist im Rahmen eines Praktikums oder einer kaum bezahlten sozialen Taetigkeit und man wird eines der freundlichsten Voelker finden, die ich in den vielen Laendern die besucht habe finden kann.

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