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05.03.2005: (Caracas (Venezuela)) "Reisetagebuch - 05.03.2005"    [geschrieben von AlexSapp]

Mein letzter Tag in Suedamerika. Ich hatte ueder den Hospitalityclub Kontakt zu Catalina aufgenommen, einer Medizistudentin aus Caracas, die ein Jahr als Austauschschuelerin in Wilhelmshafen war und daher sogar Deutsch spricht. Nachdem sie gestern eine wichtige Klausur geschrieben hatte, haben wir heute morgen telefoniert und uns danach um 10 Uhr an der Metrostation Bellas Artes getroffen.

Wir sahen uns kurz das heute geoeffnete wissenschaftliche Museum an und gingen auch durch das Museum de Bellas Artes, in dem Catalina sich gut auskennt, da sie dort einige Zeit gearbeitet hatte. Als ich ihr erzaehlt hatte, was ich von Caracas bereits gesehen habe, erzaehlte sie mir von der neuen Seilbahn hinauf zum Humbold Hotel, einem grossen Hotel auf einem Berg ca. 1.300 Meter oberhalb der Stadt, das in den 50er Jahren gebaut wurde, zwischendurch aber, nachdem die alte Seilbahn nicht mehr fuhr, fuer einige Jahre unzugaenglich und daher geschlossen war.



Wir nahmen deshalb einen Bus zur Talstation des Teleferico, wo ich mich wie im Skiurlaub fuehlte, da die neue Anlage von Doppelmayr gebaut wurde und an moderne Gondeln in oesterreichischen Skigebieten erinnert. Allerdings fehlten aussen an den Tueren die Skihalterungen und es war deutlich zu warm. Von dem Berg haette man eine gute Sicht auf Caracas, wenn es nicht etwas wolkig gewesen waere und man in den letzten 30 Jahren mehr gegen die Luftverschmutzung in der Hauptstadt unternommen haette.



Spektakulaer ist jedoch, dass man nur ein paar Schritte zu gehen braucht, bis man den Aussichtspunkt in die Gegenrichtung erreicht hat, wo man nach Norden bis hinunter zur 15 Kilometer entfernten Kueste sehen kann. Theoretisch ist es sogar moeglich, an einem Tag aus dem Grossstadtjungel durch tiefgruene Waelder auf den Berg hinauf zu wandern und auf der anderen Seite wieder hinunter bis zum Meer mit schoenen Straenden und herrlich blauem Wasser.



Mit einem Allradjeep fuhren wir ueber eine Art Strasse hinunter in einen kleinen Ort, der auf der Nordseite des Berges liegt und trotz der Naehe zur Hauptstadt garnichts vom hektischen Stadtleben mitbekommt. Abgesehen von ein paar Touristen und ein paar Erholung suchenden Staedtern, die auf dem Markt der Stadt Fruechte und Beeren aus dem Umland kaufen und nach wenigen Minuten wieder auf die Ladeflaeche des Jeep klettern und zurueckfahren, gibt es in dem Ort auch nicht viel zu sehen.



Als wir wieder unten in der Stadt waren, fuhr ich zur Station Hoyada und holte meinen Rucksack aus dem Hotel. Danach zeigte Catalina mir noch, wo ich einen sicheren und trotzdem nicht sehr teuren Bus zum Flughafen finde und um 15.30 Uhr verliess ich Caracas, um eine gute halbe Stunde spaeter am an der Kueste gelegenen Flughafen anzukommen. Dort konnte ich mich im Anstehen ueben.



Erst 45 Minuten fuer das Check-In, danach musste ich am benachbarten Schalter darauf warten, etwas zu bezahlen, was ich als Flughafensteuer uebersetzt habe, wobei es dafuer zu wenig war, da ich nur ein Drittel der als Steuer angeschlagenen Summe zu zahlen hatte. Danach wartete ich 10 Minuten an einem Schalter, an dem ich einen Stempel auf meinen Bezahlbeleg bekam, um mich dann an der Handgepaeckdurchleuchtungsstelle anzustellen.



Als ich auch das hinter mir hatte, wartete ich einige Zeit an der Passkontrolle, um dann, inzwischen war nicht nur die Boarding time, sondern auch die geplante Abflugzeit ueberschritten, am Zugang zum Gate 23 darauf zu warten, von Iberia Mitarbeitern auf eventuelle Drogen durchsucht zu werden. Da wir auch auf der Startbahn nochmal 20 Minuten auf die Starterlaubnis warten mussten, war die Verspaetung knapp 90 Minuten, als die letzten Reifen den Kontakt zum suedamerikanischen Boden verloren.



Nun sitzte ich also an Bord eines Airbus A 340 und habe eine kurze Nacht vor mir, da wir gen Westen fliegen und es somit nach 8 Stunden Flugzeit bereits 13 Stunden spaeter ist. Leider kann ich den argentinischen Film, der ueber die qualitativ und quantitativ maessigen Bildschirme laeuft, nicht verfolgen, da meine Steuerung fuer das Audioprogramm in der Sitzlehne nicht funktioniert. Zumindest sorgen aber die beiden 2 Reihen vor mir um die Wette schreienden Babys dafuer, dass ich nicht einschlafe und so zumindest den bewegten Bildern meine Aufmerksamkeit schenken kann.





Und da ich mich inzwischen ueber internationalen Gewaessern in internationalem Luftraum befinde, muss ich nun auch ein paar Worte ueber Venezuela schreiben.



Das Land ist Gruendungsmitglied der OPEC und war bis in die 70er Jahre das Land mit den hoechsten Oelexporten der Welt. Dadurch ist Venezuela eines der reichsten Laender in Suedamerika, was man jedoch nur teilweise bemerkt. Maracaibo merkt man einen gewissen Wohlstand an und auch Merida in den Bergen des Landes ist eine sehr gut organisierte und nicht arm wirkende Stadt.



Caracas hingegen wirkt eher wie eine Stadt, die in den Boomjahren sehr viel Geld hatte, waehrend es so aussieht als waere in den letzten 15 Jahren nichtmal mehr genuegend Investitionsvolumen vorhanden gewesen, um hier und da einen Eimer Farbe und zwei Pinsel zu kaufen. Die vielen Hochhaeuser der Innenstadt verblassen und in den Strassen tuermt sich mehr Muell, als in den Grossstaedten von Bolivien oder Paraguay.



Und waehrend ich noch in Maracaibo und Merida auf sehr viel Hilfsbereitschaft und Sympathie gestossen bin, zeigt sich Caracas auch in dieser Hinsicht als Grossstadt, in der sich jeder nur um sich selbst kuemmert.



Die Natur des Landes knuepft allerdings an das an, was ich bereits in Kolumbien gesehen habe. Hohe gruene Berge im Westen und Suedwesten des Landes machen Venezuela zu einem lohnenswerten Reiseziel fuer Wanderer, waehrend es tausende Kilometer karibischer Kueste gibt, die ich allerdings aus Zeitgruenden nur kurz an einer Stelle von Oben gesehen habe. Fotos und Erzaehlungen von anderen Reisenden beweisen allerdings, dass die karibischen Straende Venezuelas denen in Kolumbien in nichts nachstehen.



Wer jedoch an kolonialer Architektur oder prae-hispanischer Geschichte interessiert ist, kommt in Venezuela weniger auf seine Kosten. Im heutigen Venezuela gab es kaum weiter entwickelte Kulturen, als die Spanier in Amerika landeten und da das Land auch nicht weiter interessant fuer die neuen Herrscher war, ist lediglich in Caracas eine groessere koloniale Stadt entstanden, die jedoch mit dem Geld aus dem Oelexport im vergangenen Jahrhundert zu erfolgreich in eine moderne Industriemetropole umgewandelt wurde.



Preislich ist das Land ein wenig seltsam. Transport ist sehr guenstig, waehrend Nahrung eher teuer ist. So kostete der Bus von Merida nach Caracas nur gut 10 EUR, was fuer 14 Stunden Fahrtzeit sehr guenstig ist. Auch eine Fahrt mit der schnellen und sauberen Metro kostet lediglich 12 Cent, waehrend man fuer einen Hamburger an einem Strassenstand 1,40 EUR bezahlt und ein Kaffee plus ein kleines Baguette zum Fruehstueck schlaegt gern mal mit fast 2 EUR zu Buche.



Der Grund hierfuer ist, dass man sich in Venezuela zu lange Zeit nur auf die Oelexporte verlassen hat und daher Energie und Benzin sehr guenstig ist, waehrend fast alles Andere, was im Land konsumiert wird teuer importiert werden muss.



Wer Caracas nur als preisguenstige Anflugstation in Suedamerika nutzt und dann den Rest des Landes erkunden will, wird allerdings sicher einen interessanten Urlaub machen koennen, bei dem die Natur im Mittelpunkt stehen sollte, denn die ist definitiv das Schoenste an Venezuela.





Mit dem Flug, auf dem ich mich befinde, verlasse ich allerdings nicht nur Venezuela, ziemlich genau 3 Monate nachdem ich erstmals in Santiago gelandet bin, verlasse ich auch Suedamerika.



Die Laender Suedamerikas weisen ein paar Gemeinsamkeiten auf, die meist erklaerlich sind, den Kontinent aber von anderen Gebieten der Welt unterscheiden. Insgesamt ist ganz Suedamerika ziemlich europaeisch, wenn auch ethnisch Paraguay, Bolivien und Peru eine sehr indianische Bevoelkerung haben. Dass Kultur und Politik in den letzen 500 Jahren durch europaeische Einfluesse bestimmt wurden, merkt man aber dennoch.



Interessant ist es, die Unterschiede innerhalb des Kontinents zu sehen. So sind alle spanischen Staedte, soweit durch geografische Vorgaben moeglich, im traditionellen Schachbrettmuster angelegt und haben meist einige unbebaute Bloecke, die als Plaetze oder Parks dienen. Der zentrale Platz heisst dabei in Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay, Bolivien und Peru fast immer Plaza de Armas, waehrend er in Ecuador, Kolumbien und Venezuela Plaza Bolivar heisst.



Das durch Portugal kolonialisierte Brasilien hingegen hat weniger klare Strukturen, woran man sehr gut erkennen kann, das Portugal bei der Erschliessung und Bevoelkerung der Ueberseegebiete wesentlich weniger programmatisch vorging.



Im ganzen ist Suedamerika weniger technikverliebt, als beispielsweise Asien. Kaum war ich in Chile gelandet, hatte ich beispielsweise erstmals seit langen wieder Kontakt zu Audokassetten und VHS Videofilmen, die es in Asien nirgendwo mehr zu finden gibt. Auch haette ich sicher dort weniger Probleme gehabt, ein USB Kartenlesegeraet und eine passende Speicherkarte zu bekommen.



Aehnlich wie in Australien ist, von einigen sehr interessanten Ausnahmen in Peru und Kolumbien abgesehen, Alles was sich auf suedamerikanischem Boden befindet nicht aelter als 500 Jahre. Beim Bau von katholischen Kirchen waren die Spanier sehr eifrig, allerdings wird es nach 10 Laendern und 38 oder so Staedten irgendwann langweilig, sich staendig Kirchen anzusehen, die aus der gleichen Zeit stammen und im gleichen Stil gebaut sind, sowie die am Plaza de Armas bzw. Plaza Bolivar stehende Kathedrale, fuer die ansonsten jedoch selbiges gilt.



Ein Trend, der in Suedamerika zu sehen ist, ist jener, dass es zunehmend aermer und schmutziger wird, je nativer es wird. So sind die aermsten Laender eben auch diejenigen, in denen man eine sehr indianische Bevoelkerung findet. Gleiches gilt auch innerhalb Brasiliens, das hinsichtlich Groesse und Einwohnerzahl den mit den Laendern spanisch Suedamerikas zu vergleichen ist. Der sehr weisse Sueden, wo es auch Staedte wie Blumenau gibt, ist sehr wohlhaben, waehrend die Hautfarbe nach Norden immer dunkler wird und im Nordosten angelangt, immerhin der Wiege der brasilianischen Kultur, wo man kaum europaeische Einfluesse sieht, ist es aehnlich arm wie in Bolivien.



Auch wenn man gerade in Chile, Argentinien, Brasilien und Peru einige Touristen, darunter auch viele Backpacker, findet, ist Rundreisen in Suedamerika wesentlich weniger verbreitet, als in Suedostasien. Man merkt das besonders daran, dass es noerdlich der Argentinischen Grenze kaum moeglich ist, einen deutsch- oder englischsprachigen Reisefuehrer zu bekommen, waehrend in Suedostasien Originale, Nachdrucke und gebrauchte Buecher zu Hauf angeboten werden.



Dabei machen die Einreiseregeln es gerade fuer Europaeer sehr einfach, in Suedamerika zu reisen. Fuer kein Land muss man fuer ein Visum bezahlen oder es gar vorher beantragen, die Grenzueberquerungen beinhalten zum Teil Gepaeckkontrollen, doch sind insgesamt schnell und unbuerokratisch. In der Regel darf man 3 Monate bleiben, wobei man um laenger in einem Land zu bleiben lediglich einen Ausflug ins Nachbarland machen muss, damit die 3 Monate wieder von vorn beginnen.



Die Sicherheit ist allerdings ein Problem, mit dem man sich anders als in Asien oder Australien in Suedamerika durchaus beschaeftigen muss. Waehrend der Sueden generell sicherer ist, als die noerdlichen Laender, muss man sagen, dass alle Grossstaedte ein gewisses Gefahrenpotenzial bieten, wobei nicht Diebstaehle, sondern Ueberfaelle mit Gewaltanwendung das grosse Problem sind. In keiner Grossstadt sollte man nach Sonnenuntergang mit vollem Gepaeck unterwegs sein. Denn was in Asien nur viele interessierte Blicke mit sich bringt, birgt in Suedamerika die Gefahr eines Ueberfalls.



Mit einigen Vorsichtsmassnahmen und unter Ausnahme des Landes Kolumbien kann man jedoch ohne Sorgen nach Suedamerika reisen sich auch nahezu ueberall, zumindest aber an allen interessanten Orten auch Allein frei bewegen, ohne Angst haben zu muessen.



Suedamerika ist auch vergleichsweise homogen. Zwar kann man Buenos Aires nicht mit Asuncion vergleichen, doch so krasse Unterschiede wie zwischen Varanasi und Singapur, Bangkok und einem Dorf im nahen Laos oder in Europa Albanien und Luxemburg findet man hier nicht.



Und sprachlich ist Suedamerika herrlich einfach. Zwar wird generell wenig Englisch gesprochen und es gibt einige zum Teil sogar weit verbreitete indianische Sprachen, doch ist Spanisch und Portugiesisch so aehnlich, dass man sich mit Castellano von Feuerland bis zur Karibikkueste mit jedem verstaendigen kann, was allerdings auch nur dann ein Vorteil ist, wenn man zumindest ein paar Brocken Spanisch spricht.



Und landschaftlich hat der Kontinent, bei der Groesse wenig ueberraschend, Alles zu bieten. Regenwaelder, Skigebiete, karibische und Atlantik- und Pazifikstraende, die trockensten Wuesten der Welt, herrliche Nationalparks, Wasserfaelle, Trekking und Bergsteigemoeglichkeiten sowie Bananenplantagen und Dschungelgebiete entlang des laengsten Flusses der Welt im Amazonasbassin.



Hinzu kommen faszinierende koloniale Staedte wie Buenos Aires, little Buenos Aires (Montevideo), Quito, Lima oder Bogota. Die weltberuehmten Sehenswuerdigkeiten in Rio de Janeiro mit dem Zuckerhut, der Jesusstatue und der Copacabana sowie die grossartigen Ueberreste praehispanischer Zeiten, wie Machu Picchu oder oder Goldfunde in Kolumbien.

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