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27.02.2005: (Cartagena (Kolumbien)) "Reisetagebuch - 27.02.2005"    [geschrieben von AlexSapp]

Dafuer, dass ich die Nacht in einem nicht ganz jugendfreien Hotel verbracht habe, war es eigentlich ziemlich ruhig. Ich wurde lediglich einmal, kurz nachdem ich den 80er Jahre Musiksender angestellt hatte, von einem jungen Mann geweckt, der an meiner Tuer klopfte und mir irgendetwas anbot, wobei ich ohne weiteres Nachfragen ablehnte und den Rest der Nacht friedlich durchschlief.

Morgens ass ich zu einem fuer Cartagena wirklich fairen Preis Fruehstueck und ging dann mit nur meiner Kleidung, einem Handtuch und 2.000 Pesos fuer eine eventuelle Flasche Wasser oder Cola nach Sueden aus der Stadt, nach Bocagrande, einer L-foermigen Halbinsel mit akzeptablen aber nicht faszinierenden Straenden. Der Ortsteil hat sich in den letzten Jahrzehnten, aehnlich wie das uruguayanische Punta del Este zu einem exklusiven Ferienziel fuer betuchte Kolumbianer und auslaendische, hier zumeist US-amerikanische, Touristen entwickelt.



Die Folge ist ein kleiner Ort, der aus Hochhaeusern besteht, in denen teure Hotels und Restaurants zu finden sind, mit ein paar inneroertischen Strassen an denen sich teure Geschaefte aneinander reihen. Die Straende zeigen ein Bild, welches Siegfried, der Deutsche dem ich in Bogota mein Geld geliehen habe, nicht unrichtig als finanzielle oder wirtschaftliche Diskriminierung bezeichnet hat. Viele weisse Touristen, die von Schwarzen entweder massiert werden oder die Haare geflochten bekommen oder einfach nur das Krebsfleisch aus den Schalentieren gekratzt und mit Zitronensaft betraeufelt bekommen.



Ich ging einige der kleinen durch Brandungsbrecher voneinander getrennten Straende ab, bis ich an einem dieser etwas im karibischen Meer schwimmen ging und mich danach noch ein wenig in den Schatten einer Kokospalme legte. Gegen Mittag war ich wieder zurueck im Hotel, konnte jedoch aus Wasssermangel nicht Duschen sondern musste mich mit einer Katzenwaesche mit dem wenigen Wasser, das aus dem Hahn ueber dem Waschbecken kam, begnuegen.



Den Nachmittag verbrachte ich wieder in der historischen Altstadt, wobei ich auch versuchte, eine flache SD Karte und ein USB Kartenlesegeraet zu bekommen, wobei beides nicht gelang. Ich ging durch die Stadt und fand dabei sogar noch einige Strassen und einen kleinen Plaza, die ich gestern verpasst hatte. Dort trank ich wieder meinen Tinto am und lief danach nochmal einen Teil der Stadtmauer ab. Dann ging ich wieder Richtung Bocagrande, da mir aufgefallen war, das die Altstadt von Cartagena auch aus einiger Entfernung sehr fotogen ist.



Abends spazierte ich ausserhalb der Stadtmauer noch ein Stueck an der Kueste entlang nach Norden, wo es nach etwas felsigen Abschnitten ebenfalls ein paar Straende gibt, die jedoch weit weniger attraktiv sind. Dafuer konnte ich auf dem Rueckweg ein paar schoene Fotos von der Mauer machen, die in der Dunkelheit beleuchtet wird. Mir fiel heute auf, dass Cartagena mit seinen Straenden, der herrlichen Altstadt und den nahegelegenen Inseln, zu denen taegliche Bootstouren angeboten werden, sogar ein Ort ist, an dem man sich eine ganze Woche beschaeftigen koennte, ohne dass es langweilig wird. Zumal ausserhalb der Mauern noch ein paar grosse Forts stehen, die ebenfalls besichtigt werden koennen.



Ich ass noch einen Empanada mit Ei und Fleisch und nahm dann einen sehr langsamen Bus zum Terminal, so dass ich nichtmal lange warten musste, bis um 21.30 Uhr mein Bus nach Maicao an der Kolumbianisch-venezuelanischen Grenze abfuhr. Ich habe bewusst den letzten Bus gewaehlt, da die Fahrt nur 8 Stunden dauert und ich diese Grenze doch gern bei Tageslicht passieren moechte.





Und wenn dies morgen frueh soweit ist, dann geht nach nur 5 Tagen auch mein Aufenthalt in Kolumbien zu Ende. Ich habe dabei viele Kilometer zurueckgelegt und daher auch viel vom wunderschoenen llaendlichen Kolumbien gesehen. Meine einzigen Stationen im Land waren allerdigs Bogota und Cartagena, zwei betont schoene Staedte, die zwar beide nicht untouristisch sind, allerdings beide auch viel vom echten Kolumbien zeigen, und zwar meist nur wenige Meter von den touristischen Zentren entfernt.



La Candelaria in Bogota und noch mehr El Centro in Cartagena sind Gegenden wie aus einem Bilderbuch, koloniale Innenstaedte, die professionell restauriert und in Cartagena auch professionell touristifiziert wurden. Doch muss man in Bogota nur ein paar Hundert Meter in irgendeine Richtung laufen, um in einem hektischen Grossstadtviertel zu sein, das lebhaft, etwas unsicher und auch weniger sauber ist. In Cartagena muss man nur die Stadtmauer hinter sich lassen und dann nicht zwingend nach Bocagrande gehen, um das Leben nicht nur der Touristen in Kolumbien, sondern auch der Kolumbianer selbst zu sehen.



Die Menschen, die ich hier getroffen habe, sogar solche, von denen ich angesprochen wurde, was in vielen anderen Laendern bereits ein K.O. Kriterium fuer die Vertrauenswuerdigkeit ist, waren aber unheimlich zuvorkommend und ehrlich. Der Terminalmitarbeiter in Bogota und mein "Guide" in Cartagena sind dafuer nur 2 Beispiele. Aber auch, wenn ich nur nach einem Bus gefragt oder eine Strasse gesucht habe, wurde mir meist nicht nur gesagt, wo ich etwas finde, oft wurde mir sogar angeboten, mit mir auf den richtigen Bus zu warten oder mich zumindest so gut zu informieren, dass ich sicher zum Ziel komme.



Ausser, dass Kolumbien landschaftlich wunderschoen ist und auch interessante Staedte, freundliche Einwohner, huebsche Frauen sowie karibische Straende hat, die zum Grossteil schoener sein sollen als in Cartagena, viel mir auf, dass Kolumbien unsicher und nicht gerade guenstig ist. Das zweitere davon liegt definitiv an den hier tatsaechlich relativ hohen Kosten fuer Ueberlandbusreisen, die einen nicht unerheblichen Teil meiner Reisezeit ausmachten. Uebernachtungspreise und die einfache Gastronomie sind nicht viel teurer als in anderen Laendern des noerdlichen Suedamerikas.



Die Sicherheit ist allerdings ein wirkliches Problem. Nach Allem was ich gesehen habe, wuerde ich liebend gern ein Motorrad mieten und dies Land laenger erkunden, da es eines der schoensten dieses Kontinents zu sein scheint. Aber die ungenuegende Sicherheit macht solche Plaene von vornherein zu Nichte. Zwar hatte ich den Eindruck, dass die Reisewarnung des auswaertigen Amtes, in Kolumbien Ueberlandfahrten generell, besonders nachts, zu vermeiden, etwas veraltet ist, da weder Strassensperren noch militaerische oder paramilitaerische Kontrollpunkte meine Reisen je unterbrochen haben und der Staat dies Problem zumindest auf den wichtigsten Reiserouten im Griff zu haben scheint.



Die Kleinkriminalitaet, besonders in Bogota und scheinbar auch in anderen groesseren Staedten, ist dafuer um so bedrohlicher. Zwar habe ich den Fehler gemacht, als es anfing dunkel zu werden mit meinem gesamten Gepaeck, welches nunmal impliziert, dass ich all mein Geld und auch sonstige Wertsachen bei mir habe, durch eine Grossstadt der dritten Welt zu laufen, wo die Gegensaetze zwischen Arm und Reich so gross sind, dass soziale Spannungen, die sich in Kriminalitaet entladen, zur Tagesordnung gehoeren. Schlimmer noch, dass ich nichtmal forschen Schrittes zielstrebig zum Hotel gegangen bin, sondern langsam, immer wieder stehen bleibend und nach Strassennamen suchend jeglichem Kriminellen genuegend Zeit gegeben habe, zwei, drei andere zu suchen und einen Ueberfall zu planen und gut getimet durchzufuehren.



Es ist trotzdem erschreckend, dass ich an einer Strasse mit Messern bedroht wurde, auf der viele Autos und auf dessen Gehwegen noch mehr Menschen unterwegs waren. Zudem ist die Polizei- und Militaerpraesenz in der Hauptstadt so gross, dass es eigentlich gar keine Kriminalitaet geben duerfte.



Fakt ist jedoch, dass die Gewaltbereitschaft unter den Kriminellen in Kolumbien so hoch ist, dass ich mich, mit Ausnahme der Busse und Busbahnhoefe, die wirklich sicher und entspannt wirken, egal wo ich gerade war, nach Sonnenuntergang nie sicher gefuehlt habe. Das kann man 5 Tage oder eine Woche lang mitmachen, ist aber auf Dauer ein definitiver Grund, Kolumbien als Reiseziel auf eigene Faust nicht empfehlen zu koennen.

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