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02.10.2004: (Vientiane (Laos)) "Reisetagebuch - 02.10.2004"    [geschrieben von AlexSapp]

Ich habe heute nach dem Fruehstueck, das dank der fuer Laos typischen Baguettes sehr westlich schmeckte aber dennoch landestypisch war, die Stadt ein wenig zu Fuss durchstriffen und dabei all das gesehen, was ich gestern nicht mehr geschafft hatte. So ging ich zum Nam Phou, einer kleinen Tempelrruine mitten in der Stadt. Danach besuchte ich auch den sog. Morning Market, der sich am Eingang selbst als der Vientiane Department Store bezeichnet.

Es ist quasi ein grosser Markt mit hunderten kleinen Staenden, die alle in einem zweigeschoessigen Bau untergebracht sind, so dass beide Bezeichnungen irgendwie zutreffend sind. Ich gab Alles, doch gelang es mir nicht, einen USB Kartenlesegeraet zu finden. Zwar bekam ich Auskuenfte, dass es so etwas hier gebe, doch wo genau konnte mir dann niemand mehr sagen. Andere Quellen berichteten auch davon, dass ich dafuer zu einem Computerfachhandel ausserhalb der Innenstadt gehen muesse. Speicherkarten selbst haette ich zu Hauf kaufen koennen, doch die Preise waren nicht guenstig und ich brauche auch eigentlich keine.



Ich bemuehte mich dann auch noch, herauszufinden, ob mein Plan fuer die Weiterreise reaisierbar waere. Denn bei Beantragung des Visums habe ich Lao Bao als Einreiseort fuer Vietnam angegeben, da der westlichere Einreiseort Nong Het meinen Informationen nach nicht geoeffnet waere. Ist er aber und es gibt von Vientiane einen Direktbus ueber Nong Het nach Hanoi. Die Aussagen zweier serioeser Reisebueros sowie meines Gasthausbetreibers, dass ich mit meinem Visum ueberall einreisen kann, waren mir genug.



Leider ist der Bus nicht wie geplant gestern in Vientiane angekommen und kann daher auch nicht heute wie geplant los fahren. Der Grund dafuer sind Probleme mit der Strecke oder mit dem Bus. Soviel haette ich mir auch denken koennen. Da der naechste Bus bis zur Grenze erst morgen frueh faehrt und der naechste Direktbus nach Hanoi erst Dienstag, beschloss ich, mit einem anderen Bus zumindest bis zu dem Ort zu fahren, wo die Strecke nach Hanoi von derjenigen Richtung Savannakhet im Sueden Laos abzweigt.



So landete ich um halb elf Nachts in einem Ort, der aus einer T-Kreuzung besteht, um die herum 15-20 Holzgebaeude stehen. Eines davon war beleuchtet und so fragte ich dort nach einem Bus nach Hanoi oder einem Schlafplatz. Zu meiner Ueberraschung kam halb 12 ein Bus nach Hanoi vorbei, auf den ich wartete. Zusammen mit einigen Maennern des Ortes sah ich dann noch die Schlussphase des Premier League Spiels Arsenal (mit einem erneut starken Jens Lehmann) gegen Charleston an, welches 4-0 endete. Nach dem Abpfiff wechselten wir zu Snooker. Perry hatte gegen Andrews keine Schnitte.



Jetzt sitze ich im Kleinbus nach Hanoi, der von der T-Kreuzung Namens Ban Vieng Kham aus genau so teuer ist, wie der Direktbus von Vientiane. Aber immerhin gibt es diesen Bus. Ich hoffe nur, dass ich noch meine restlichen Kip irgendwo tauschen kann, da dies eine Binnenwaehrung ist, die ich eigentlich nicht ausfuehren darf. Und wenn ichs tue, werde ich vermutlich einen sehr schlechten Kurs bekommen. Wichtiger ist jedoch, dass ich mit meinem Visum diesen Grenzposten ueberqueren kann.





Dann bin ich schon durch Laos durch, ein kleines, wenig bevoelkertes aber doch sehr interessantes Land. Herrlich unberuehrte Gebirgslandschaften und zwei, drei kleinere Staedte, die durch den fortschreitenden Tourismus an die Welt des 21. Jahrhunderts gefuehrt werden. Sind es derzeit auch hauptsaechlich Rucksacktouristen, die man im Land antrifft, wird an der Infrastruktur fuer Pauschaltourismus kraeftig gebaut. Selbstverstaendlich nur von auslaendischen Investoren, die auszuschliessen in den sozialistischen Jahren lediglich dazu gefuehrt hat, das ueberhaupt nicht investiert wurde.



Die Menschen sind meist freundlich, was zwar nicht immer der Fall ist, aber wenn, dann ist dies zumindest ehrliche und keine aufgesetzte Freundlichkeit, die man in Thailand zum Teil antrifft. Und gerade dadurch, dass nur preisbewusste Individualtouristen hier sind, sind die Preise guenstig. Es gibt auch bessere Hotes, doch kosten die eben 10-15 und nich um 5 USD pro Nacht. Und mit Ausnahme von Vientiane ist es angenehm ruhig auf den Strassen.



Eingeklemmt zwischen Thailand, Myanmar, China, Vietnam und Kambodscha ist es das einzige Land Sueostasiens ohne Zugang zum Meer. Hinzu kommt, dass ein Grossteil des Landes aus schwer zugaenglichen Gebirgen besteht und das das Land waehrend der Indochina Kriege trotz offizieller Neutralitaet schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, was zusammen Laos zu einem der meist benachteiligten Laender der Welt macht.



In den Orten Luang Prabang sowie der enorm kleinstaedtischen Hauptstadt Vientiane wird nicht deutlich, dass Laos auch eines der am wenigsten entwickelten Laender der Welt ist. Auch die Nationalstrasse 13 zwischen den beiden Orten ist sehr gut. Doch schon die Nationalstrasse 9 von der thailaendischen bis zur vietnamesischen Grenze ist ein besserer Feldweg und die Holzsiedlungen entlang dieser Strasse Nr. 13, die im Gegensatz zu den meisten anderen laendlichen Gebieten zumindest ueber Strom verfuegen, deuten an, wie das "echte" Laos in den Gebirgen aussieht...



Selbstversorgungswirtschaften, die extrem anfaellig fuer Trockenheit oder Ueberflutungen sind und haeufig nicht Lao oder Thai sprechen, sondern nur die oertliche Stammessprache. Das klingt zwar interessant, ist jedoch in der Welt des 21. Jahrhunderts fast nicht mehr moeglich. Zu weit entfernt ist jegliche weltliche Bildung, medizinische Versorgung, Zugang zu Wirtschaftsguetern und die Teilnahme an der auf Medien ausgerichteten Welt.



Daher wird Laos von allen Seiten mit Entwicklungshilfe gefuettert. Kaum ein Land der Welt erhaelt pro Einwohner mehr finanzielle Hilfe von anderen Staaten und ueberstaatlichen Organisationen, als Laos. Zum Teil wird das Land sogar als "over-aided" bezeichnet. Und die Lao haben sich daran gewoehnt. Infrastruktur, Fabriken, Bildungseinrichtungen und die medizinische Versorgung funktionieren nur Dank dieser Gelder. Kaum jemand zahlt in Laos Steuern, so dass die Haelfte des Staatshaushalts aus den Zuwendungen besteht.



Die Lao sind auch keine geborenen Haendler. Wo immer Geld verdient wird, haben Chinesen oder Thailaender ihre Haende im Spiel. Als ich ein T-Shirt kaufte, konterte ich das 35.000 Kip Angebot der laotischen Verkaeuferin mit 15.000 als erstes Angebot. Anstatt mit 25.000 zu antworten, um sich dann irgendwo bei 20-22.000 zu einigen, sagte sie O.K. und ich hatte fuer 1,24 EUR ein neues Beer Lao T-Shirt von nichtmal schlechter Qualitaet.



Natuerlich ist die versuchte Abzocke auf chinesischen oder indischen Nachtmaerkten nicht besonders begruessenswert, doch etwas mehr Geschaeftstuechtigkeit sollte man von einer Verkaeuferin eines solchen Marktes schon erwarten. In China jedenfalls waere es undenkbar, dass auf ein erstes Angebot eines Interessenten, und sei es noch so hoch, einfach eingegangen wird. Aber das Leben in Laos ist nunmal etwas langsamer und etwas weniger materialistisch als in anderen Teilen der Welt. So wie sich im deutschen Volke eine Fremdversorgungsmentalitaet ausgebreitet hat, besteht diese auch von Seiten des Staates Laos gegenueber seinen Goennern.



Sei das die franzoesische Kolonialmacht, der grosse Bruder Russland oder die westliche Welt und ihre Hilfsorganisationen. Aber so ist das Land. Und falls es sich irgendwie bewegen sollte, dann ganz sicher sehr langsam.


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