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Beiträge  - Auslandsberichte
25.02.2007: (Dhaka (Bangladesh)) "Meine bengalische Fernsehkarriere oder als Tourist in Bangladesh"    [geschrieben von kirsten]

Asalam walekum!

Am Freitag begann hier meine Karriere im bengalischen Fernsehn, von diesem Tag werde ich euch heute mal berichten (leider plagte mich letzte Nacht ziemliches Fieber etc., so dass ich heute nicht mit den anderen zu unseren Terminen fahren konnte, inzwischen aber wieder im Bett an meinem Laeppi sitzen kann und hoffentlich nachher auch zum Nachmittagstermin in der GTZ mitfahren werde).

Freitag ist hier in etwa so wie unser Samstag. Gegen Mittag machen viele Geschaefte zu, das Freitagsgebet steht an, die Muezzine rufen um die Wette. Erstaunlicherweise ist der Samstag aber dann kein echter Sonntag. Fast alle Geschaefte haben wieder offen, Bedienstete der Ministerien, Stadtverwaltungen etc. haben frei, aber die armen Studenten und Dozenten muessen wieder an die Uni. Sonntag ist dann wie Montag ;)

Wir wollten den Freitag auf jeden Fall etwas touristisch nutzen, wollten ein wenig raus aus der Stadt und unsere Lungen mit frischer Luft fuellen. Dazu die Hoffnung einen voellig staufreien Tag zu haben und wenige Menschenmassen um uns herum, einfach ein bisschen Ruhe...

Nach dem Fruehstueck haben wir uns mit unserem Fahrer richtung Sonargaon im Suedwesten Dhakas aufgemacht. Dort gibt es Reste der alten Haupstadt zu sehen, einige Ruinen aus dem 16 Jhd., der Grossteil aus dem 19. Jhd. Bei unserer Fahrt quer durch die Stadt standen wir tatsaechlich nicht im Stau, fuer uns eine voellig neue Erfahrung. Doch dann kam er doch, am Beginn der Ausfallstrasse Dhaka-Chittagong Highway. Die Stadt endlich hinter uns lassend kamen wir aber bald in den Genuss mit 80 km/h den Highway runterzubrettern. Nachdem wir dann auf die Strasse nach Sonargaon abgebogen sind, stehen wir nach wenigen Metern jedoch im Stau.

Wir wundern uns ziemlich, denn wir halten Sonargaon ja fuer einen ziemlich gottverlassenen, menschenleeren, angenehm ruhigen Ort. Vor uns eine wilde Mischung aus Rickshaws, Baby-Taxis und Reisebussen, in die Gegenrichtung kommt kaum mehr ein Auto vorbei. Unser Fahrer versuchte uns dann was von picnic-sites zu erklaeren, wir wissen immer noch nicht so recht, was uns erwartet, denn er spricht eigentlich fast kein Englisch, die Kommunikation ist eher schwierig, ich habe mir aber ein paar Brocken Bangla angelernt, damit fahren wir zumindest immer dahin, wo wir auch hinwollen ;)

Jetzt sagt er jedenfalls etwas von Shortcut, wir drehen um, muehen uns in entgegengesetzter Richtung durch den Verkehr und naehern uns Sonargaon ueber eine kleine Strasse aus anderer Richtung. Und dann sind alle Hoffnungen auf einen menschenleeren Ort dahin. Teile Sonargaons sind zu einem Freilichtmuseum ausgebaut, davor ein riesiger Busparkplatz, ueberall Menschenmassen, kleine Haendler verkaufen Essen und Krimskrams. Die Bangladeshis sind in Scharen aus ihrer Haupstadt zum Picknick angereist, manche Gruppen sind so albern wie deutsche TUI-Reisegruppen, alle haben als Erkennungszeichen weisse Kappen auf. Nur die klassischen Regenschirme fehlen.

Wir meiden das Freilichtmuseum und gehen zu der alten Hauptstrasse der Hauptstadt, an der sich zweigeschossige Gebaeude, teils ziemliche Ruinen befinden. Ploetzlich werden wir zu den Fotoobjekten der anwesenden Bangladeshis. Dann spricht mich jemand an und sagt er sei urban planner. Als ich ihm sage ich sei town planner und wuerde am Montag seine Head of Department besuchen, ist er baff. Tatsaechlich ist eine ganze Gruppe Planungsstudenten zwischen den Ruinen zum Picknick unterwegs! Dann, der Start meiner Fernsehkarriere. Wir treffen ein Fernsehteam, das sich sozusagen sofort auf uns stuerzt, denn wir sind weit und breit die einzigen europaeischen Touristen. Sie drehen einen Dokumentarfilm ueber diese Ruinen und die Frage ihrer Rekonstruktion. Erst filmen sie uns beim Betrachten der Gebaeude, dann sollen wir ein Interview geben. Alonso hat ein paar schlaue Saetze auf Lager, der Fernsehteam ist gluecklich, der Beginn unserer Karriere (aber noch nicht das Ende!).

Zurueck in Dhaka geben wir uns ein ziemliches Kontrastprogramm zu den bisherigen Slumbesichtigungen und den Plastikplanen-Behausungen, die wir am Strassenrand der Ausfallsstrasse gesehen haben: im Sheraton Hotel findet eine Immobilienmesse statt. Ploetzlich sind wir in einer ganz anderen Welt, der Welt der Luxusappartments, staedtebaulichen Entwicklungsgebiete, high society und yuppies. Alonso und ich holen fleissig Angebote ein, tun so, als wuerden wir uns gerne was schoenes kleines in Dhaka kaufen. Und schon werden wir vom anwesenden Fernsehteam entdeckt, denn wieder sind wir die einzigen Weissen. Und wieder ist es Zeit fuer ein Interview: "What do you think about this fair"?

Im Anschluss an die Messe schauen wir uns eines dieser Entwicklungsgebiete an, das eigentlich so gross werden soll wie eine neue Stadt. Es ist bisher nur ein ganz kleiner Teil angelegt (das heisst das Land ist aufgeschuettet und die Strassen gebaut) und nur ein kleiner Teil der Gebaeude verwirklicht. Aber zum Teil stehen dort sehr schicke Appartmenthaeuser. Die Einwohnerdichte dieser Stadterweiterung wenn sie einmal fertig ist moechte man sich eigentlich gar nicht vorstellen.

Am Samstag werden wir uns noch ein paar Slumgebiete ansehen und dann am Nachmittag noch mal Touri-Programm einschieben. Uebrigens habe ich das Gefuehl wir sind hier die einzigen Weissen in ganz Dhaka, die die ich gesehen habe kann ich bisher an einer Hand abzaehlen.

Khuda hafiz,
*Kirsten*

P.S.: Schoen, dass das Auswaertige Amt dazu raet, Menschenmassen zu meiden. Wir fragen uns allerdings, wie das hier moeglich sein soll. Vor allem da allein unser Auftreten als Weisse zur Folge hat, das wir im Nu von Bangladeshis umringt sind!


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