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05.01.2007: (Bangalore (Indien)) "Stadt in der Stadt - Bengaluru und Bangalore" [geschrieben von NoSt]
Fuer einen Grosseinkauf medizinischer Buecher (die in Indien nur einen Bruchteil des deutschen Preises kosten) sind wir vorgestern in die Altstadt von Bangalore gefahren. Die heutige knapp 8-Millionen Metropole (bei der Unabhaengigkeit 1949 lag die Einwohnerzahl nur bei rund 400.000) bestand bis zum Abzug der Englaender aus zwei voneinander weitgehend getrennten Einzelstaedten, der alten bereits im 16.Jhdt entstandenen Altstadt Bengaluru und dem durch die britischen Militaeranlagen entstandenen Cantonment - auch Bangalore genannt.
Das macht die Altstadt - zumindest fuer den geneigten Planer - ;-) besonders interessant. Und tatsaechlich lassen sich im Vergleich zum Rest der Stadt so einige Unterschiede feststellen.
Unser eigentliches Ziel war der City-Market, da hier besagter Buchladen war. Und schon bei der Anfahrt mit der obligatorischen Motorrikscha wird einem ein wesentlicher Unterschied bewusst. In der Altstadt ist alles noch enger, noch voller und noch lauter, als es fuer Bangalore ohnehin schon typisch ist. Den City Market muss man sich dann auch nicht als Marktplatz im herkoemmlichen Sinne vorstellen, sondern eher als Stadtviertel, das eigentlich nur aus Strassenstaenden besteht, an denen man eigentlich alles kaufen kann - die zugehoerigen Gerueche gibt es gratis...
Generell konnte sogar ich mit meinem ungeschulten Auge deutliche Unterschiede im Stil der Bebauung feststellen. Wie in einer Altstadt nicht anders zu vermuten, zeichnet sich die Bebauung durch eine extreme Enge aus (Mindestabstaende fuer ausreichend Licht oder andere gesundheitliche Luxusgueter scheint es nicht zu geben), allerdings nicht wie in vielen europaeischen Staedten gespickt mit touristischer Infrastruktur, alten Monumenten etc., sondern mit allem was das taegliche Leben so braucht. Zum Beispiel kleinindustrielle Fertigungsbetriebe und Autoreparatur-Werkstaetten neben Apotheken oder Buechereien.. Im Grunde erkennt man die Unterschiede der einzelnen Geschaefte jedoch nur an den ausgestellten Waren und nicht wie bei uns an Sauberkeit, Farbgebung, Einrichtung des Geschaefts oder Kleidung des Verkaufspesonals. Der Buchladen, in dem wir waren, war der dreckigste (aber auch billigste), den ich je gesehen habe. Das typische indische Einzelhandelsgeschaeft wuerde ich vielleicht am ehesten als (meist heruntergekommene) Garage bezeichnen. Also ein vielleicht 2 x 3 grosser Raum, der zur Strasse hin offen ist.
Die Altstadt von Bangaloe war, wie bereits erwaehnt ueber lange Jahre vom Rest der Stadt abgetrennt. Entstanden rund um ein altes Fort, das die Englaender nach ihrer Machtuebernahme nicht weiter genutzt haben und welches daher heute auch nur rudimentaer erhalten ist, war Bengaluru der indische bzw. hinduistische Teil der Stadt. In deren direkter Nachbarschaft errichteten die englischen Besatzer ausschliesslich nach militaerischen Vorgaben das, was heute den groessten Teil der Stadt ausmacht, das Cantonment/Bangalore. Hier siedelten sich nicht nur Europaeer, sondern vor allem auch eingewanderte Tamilen und andere Nationalitaeten an, die in den Zulieferindustrien fuer die Briten Arbeit fanden. Dies hat zur Folge, dass noch immer eine - zumindest fuer mich - ueberraschend grosse Vielfalt an mehreren christlichen Kirchengemeinden, aber vor allem auch Moscheen in der Stadt zu finden sind.
Zwischen Cantonment und Bengaluru gab es keinen freien Personenverkehr, sodass sich beide Staedte ein wenig nebeneinander her entwickelten. Die Vereinigung zum heutigen Bangalore ging dann auch mit grossen Befuerchtungen der nicht hinduistischen Bevoelkerung einher, die unter der britischen Herrschaft einige Privilegien genoss.
Wenn man diese Tatsachen im Hinterkopf behaelt, laesst sich die Stadt deutlich besser verstehen. Das immer noch sehr indische Zentrum mit wusligem Markt, jeder Menge Tempel und entsprechend vielen Kuehen etc. ist die Altstadt, das kommerzielle Zentrum jedoch, mit den Niederlassungen der internationalen (IT-)Konzerne, den Shopping-Malls (in denen es auch sehr gute INternet-Cafes gibt ;-)) etc. liegt im davon durch einen grossen Park abgegrenzten westlichen Zentrum Bangalores. HIer hat die Globalisierung bereits mit voller Wucht zugeschlagen. Was das Leben fuer westliche Touristen zugegebenermassen hin und wieder sehr angenehm macht, da man sich hier in eine internationale FastFood- oder Cafe-Kette fluechten kann, wenn man gerade mal keine Lust auf Poori, Idly oder ChauChau Bath (das indische Standard-Fruehstueck) hat. Die Segnungen einer Grossstadt halt... ;-)
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