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Beiträge  - Auslandsberichte
13.12.2002: (Aalborg (Dänemark)) "Das erste Mal Dænemark"    [geschrieben von maho]

Hej, Dav og Goddag,



erst mal zwei Dinge vorab: 1. Hier gibt es kein _, _, _, und _; ich verwende daher æ, ø, ue, ss. Und 2. Aalborg steht noch, trotz der Schiffsexplosion gestern um 4:30 Uhr im Hafen. Geladen haben soll es Oxyton fuer die Zementherstellung. Zement ist der Stoff, mit dem die Industrialisierung in Aalborg begann und der auch heute noch in grossen Mengen z.B. als Marke Portland produziert wird.

Die Spuren des Bergbaus in der Landschaft sind hier ebenso præsent wie in der Ruhrstadt, allerdings in viel geringerem Ausmass: die Abraumhalden und stillgelegten Kohlenbergwerke sind in Aalborg die aufgelassenen Sand-, Kies- und Kalkgruben. Und noch in anderer Hinsicht lassen sich Parallen zu Dortmund ziehen: Auch hier besitzt die Innenstadt noch grøsstenteils ihre mittelalterliche Struktur. Jedoch blieb mehr alte Bausubstanz, v.a. Fachwerkhæuser erhalten. Viele seit der Industrialisierung genutzte Gewerbeflæchen liegen heute in der Næhe der Innenstadt und auf beiden Seiten des Limfjords brach.

In Dænemark besitzt Aalborg immer noch das Industriestadt-Image, das man gerne (wieder) los werden møchte. Im Oktober gab es im Kunstmuseum eine Ausstellung ueber die Industriegeschichte Aalborgs und den Strukturwandel anderer europæischer Industrieregionen: kurze IBA-Wiederholung und bildliche Erinnerung an mein 2. Zuhause. Zurzeit sammelt man Geld fuer ein neues Konzerthaus und in der Gewerbepolitik konzentriert man sich besonders auf den Informationstechnologiesektor und will zudem das Wissenspotential der Universitæt besser ausnutzen. Ein Technologiepark neben der Uni besteht auch schon.

Die Universitæt wurde 1974 gegruendet und ist damit die fuenfte und juengste Dænemarks. Sie besteht aus mehreren Standorten, der Hauptcampus befindet sich ca. 6 km SO von der Innnenstadt. Jedes der 20 Institute hat ihr eigenes Gebæude. Die Meisten sind einstøckig, von aussen halb mit Erdwællen einggraben und bilden fast immer ein Carré. In diesen Innenhøfen fressen dann Elektroschafe (automatische Rasenmæher) ununterbrochen Gras. Eine dænische Wiese muss kurz geschoren, trittfest und natuerlich gruen sein, æhnlich englischem Rasen. Das ist auch kein Wunder, denn ein Grossteil der Englænder und Nordamerikaner soll dænische Vorfahren haben (die Wikinger lassen gruessen), sagt man hier. Zurueck zum Studium:

Im 7. Semester Stadt- und Verkehrsplanung sind inklusive mir nur 11 Studenten eingeschrieben, weniger als in unserer F-Projektgruppe. In der ersten Hælfte des Wintersemesters, welches Anfang September begann, finden sæmtliche Vorlesungen statt. Sie waren alle auf Dænisch bis auf die Umweltplanungsvorlesungen. Weil diese zu einem internationalen Studiengang gehøren, wurde auf englisch kommuniziert. Eine Studienreform ist derzeit in Diskussion, so dass vielleicht schon im næchsten Wintersemester (2003/2004) die Stadt- und Verkehrsplanungsvorlesungen ebenfalls auf englisch vorgetragen werden. Die Projektarbeit dauert hier 1 Semester. Sie startet im September und im Januar finden dann anhand des Projektberichts Pruefungen statt. Ich habe zwar ein Projekt angefangen, interessanter Themenbereich Wohnpræferenzen der Bevølkerung und Suburbanisierung, aber es gab ein grosses Hauptproblem: ich konnte nicht auf dænisch diskutieren! In Dortmund hatte ich schon etwas Dænisch gelernt und hier einen Dænischkurs besucht. Man kann in Dænemark uebrigens bis zu 3 Jahren kostenlos Sprachkurse belegen, wenn man unterschriftlich bestætigt, dass man integriert werden møchte. Lesen, Sprechen und Hørverstehen kann ich jetzt einigermassen gut, aber die Aussprache ist unmøglich!, na gut fast. Das liegt v.a. am sogenannten ?ugly d?. Ich schreibe deshalb dieses Semester mein eigenes Projekt, Thema: Meeresraumplanung.

Jedem SOKRATES-Student wird vom International Office der Uni eine Unterkunft angeboten. Ich wohne hier zum ersten Mal in meinem Leben in einem Einfamilienhaus. Die Bevølkerungsdichte ist mit 6 Personen auf ca. 100 qm Wohnflæche recht hoch: neben mir zwei Franzosen, zwei Litauer und noch ein WiSo-Student aus Dortmund vom Nordcampus. Er ist noch nie am Suedcampus ausgestiegen, unglaublich (aber so unglaublich auch wieder nicht). Der Mietpreis: 250 EUR fuer 14 qm, bitte 6 Monatsmieten +2 Kaution im voraus bezahlen. Und die Einkaufspreise, die Einkaufspreise! Sie haben sich auf meine Einkaufsgewohnheiten ausgewirkt: mein gebuehrenfreies Zweitstudium heisst Angebotspreiskunde und ist sehr praxisnah, aber nicht immer braucht man sofort 4 kg Mehl, 15 Eier oder 64 Rollen Toilettenpapier.

Meine bisher in Dænemark gesammelten Sightseeingspunkte:

- Als es noch wærmer und heller war, August bis Oktober, wie lang ist das schon her, war ich mit dem Fahrrad an der Ostsee, ca. 25 km O entfernt.

- Nordsee bei Blokhus, ca. 30 km NW an der Jammerbucht: heisst so, weil durch die raue See dort frueher viele Schiffe gesunken sind - mehrere Fahrradtouren um Aalborg und entlang des Limfjords, kann doch sehr huegelig werden

(Du bist hier nicht in Holland,Marcus)

- ein Wochenende mit dem Erasmus-Studenten-Netzwerk in Odense

- Skagen: die Nordspitze Dænemarks an der Nord- und Ostsee zusammentreffen

- jeden Mittwoch Abend: Studentenhaus in der Innenstadt

- und natuerlich Kopenhagen, hier ein kleiner Tipp: Fuer alle die nach Kopenhagen zu Beginn der Herbstferien an einem Wochenende mit Fussballlænderspiel (damals DK gegen LUX: 2:0) fahren wollen und nicht in bequemen Flughafen- und S-Bahnsesseln zu uebernachten gedenken, sollten bei einer der beiden Jugendherbergen fruehzeitig reservieren.

So, jetzt ist schon Advent, diesmal auf Dænisch. Mitte November ging hier næmlich die Vorweihnachtszeit schon los, und zwar mit Julefrokost (deutsch: Weihnachtsmittagessen). Bei uns (7. Semester) fand es aber am Abend statt, also eher ein Julemiddag. Middag ist das warme Abendessen und die Mitte des Tages zugleich, manchmal etwas verwirrend, wenn man zum Middag eingeladen wird. An einer weihnachtlichgeschmueckten Tafel sowie zu Weihnachtsliedern und Heavy Metal gab es ein dænisches 6-Gænge-Menu, wovon nur das Dessert (Mandelmilchreis mit Kirschsosse) kein Fleisch enthielt. Dazu, klar, Aalborger Akvavit (Schnaps) und Weihnachtsbier. Sie dachten, ich wære auf Diæt. Ich habe sie fuer næchstes Jahr zum Sauerkrautessen eingeladen, erst mal im Kochbuch nachschauen. Seit letztem Sonnabend hat auf dem Altmarkt ein kleiner Weinachtsmarkt und eine kuenstliche Eisbahn geoeffnet. An einer der rund 15 Buden kann man sogar Tupperware kaufen.

Ich freue mich schon auf Weihnachten und danach auf Fruehling und Sommer, ich hab die Sonne schon seit mehr als einer Woche nicht gesehen. Hallo ihr weiter suedlich, schickt sie bitte mal nach Norden.



Farvel, Hej hej, vi ses eller vi snakkes

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