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15.10.2002: (Stettin (Polen)) "Deutschland in Polen" [written by NoSt]
Heute möchte ich, nachdem ich zumindest die Innenstadt nun nahezu vollständig erlaufen habe, ein wenig über die Stadt schreiben.
Wer als Deutscher in Szczecin studiert, merkt (besonders als Planer) wie sehr die deutsche Vergangenheit hier doch noch präsent ist. Zwar hat die polnische Verwaltung insbesondere in den ersten Jahren nach dem Krieg ihr bestes gegeben, die ehemals nach Westen orientierte Stadt (immerhin liegt Berlin mit gut 150km deutlich näher als Warschau, Danzig oder Krakau) umzudrehen und ihr ein polnisches gesicht zu geben, dennoch zeugen unzählige Jahrhundertwende-Mietskasernen vom Wirken deutscher Städtebauer in der Stadt. Kurios ist die Art und Weise, in der sich beides vermischt. So erfreut den interessierten Betrachter beim Besuch des alten Schlosses am Ufer der Oder ein atemberaubender Blick auf das herausragende Beispiel der Straßenbaukunst der 60er Jahre. Ein Mega-Highway schwingt sich über die Oder und verhindert so, dass allzu romantische Gefühle im Schatten alter Gemäuer den Besucher übermannen.
Ebenso kurios wirkt die postmoderne Reaktion neuerer Zeit: Direkt neben dem alten (wunderschön restaurierten) Rathaus der Stadt versuchen einige (wenige) orginialgetreu nachgebaute Patrizier-Häuser den Plattenbauten aus sozialistischer Zeit Paroli zu bieten. Verwirrend allerdings wirkt die Einzigartigkeit dieser Häuser. Vom alten Altstadtkern ist nämlich nur noch das Rathaus selber übergeblieben. Und deshalb wird nun an Ort und Stelle eine neue Altstadt gebaut - nach historischen Vorgaben vertsteht sich. Es wirkt schon irgendwie komisch, wenn man sieht wie neue Häuser im Stil vergangener Jahrhunderte gebaut werden. Das macht diesen Ort äußerst interessant...
Ähnlich war bei mir der Eindruck von Kamien Pomorskie, ein polnischer Kurort hier ganz in der Nähe. Innerhalb eines Städtebau-Projekts an dem ich teilnehmen darf werden wir für den Ort ein Konzept entwickeln und sind daher für einen ersten Eindruck dorthin gefahren. Der Ort (ca. 10.000 Einwohner) ist ein alter Bischofssitz und dadurch stark geprägt. Allerdings wurde die Altstadt im Krieg weitestgehend zerstört, so dass nur einige wenige der alten Häuser hier erhalten geblieben sind. Die Polen haben die Stadt wieder aufgebaut, nach dem alten Straßen- und Wegesystem - aber im 50er-Jahre Baustil. Ich kann jedem, der in der Gegend unterwegs ist nur empfehlen sich das anzusehen, es ist bemerkenswert!
Also, ich bin äußerst gespannt wie unser Projekt hier noch weiter läuft...
In der Uni läuft?s bei mir auch relativ gut. Neben dem oben erwähnten nehme ich noch an zwei weiteren Entwurfsprojekten teil. Zusammen mit meinem Polnisch-Kurs füllt das dann meinen Stundenplan aus und lässt mit immernohc genügend Muße, um Stadt, Land und Leute kennenzulernen. Mittlerweile hab ich auch rausgefunden, dass der Platz hier im Wohnheim doch äußerst günstig kommt. Mit rund 50¤ / Monat nehme ich hier wohl einen der Spitzenplätze ein... Vor allem das Leute kennenlernen ist überhaupt kein Problem. Nachdem sich an der Uni langsam rumgesprochen hat, dass da jemand aus Deutschland da ist, sprechen mich ständig irgendwelche Studis an, die sich mit mir unterhalten wollen (um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern) und mir Ihre Hilfe anbieten. Sehr nett das! Auch sprachlich hab ich (trotz mangelnder Polnisch-Kenntnisse) bisher relativ wenige Probleme, zumindest die Jüngeren können alle mindestens Englisch meist auch Deutsch. Soweit so gut, ich hoffe bald kann ich Euch ein paar Bilder der Stadt hochladen. Also bis demnächst.
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