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29.10.2011: (Planer-Plattform) "Werner-Ernst-Preis 2012 Ausschreibung - Infrastruktur-Großprojekte: Akzeptanz durch Raumplanung?"    [geschrieben von NoSt]

Der Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e. V. (FRU) schreibt den Werner-Ernst-Preis 2012 aus. Das Wettbewerbsthema lautet:

Infrastruktur-Großprojekte:
Akzeptanz durch Raumplanung?

Infrastruktur-Großprojekte sind ein Kennzeichen moderner, hoch technisierter Gesellschaften. Oft handelt es sich um Vorhaben, deren Legitimation aus einem überregionalen Bedarf abgeleitet wird, deren Auswirkungen sich aber unmittelbar örtlich oder regional niederschlagen und dort auf Widerspruch stoßen.

Raumnutzungskonflikte um Infrastruktur-Großprojekte stehen deshalb immer wieder im Fokus des öffentlichen Interesses und lösen Proteste aus. Aktuell gilt dies für Projekte wie Stuttgart 21, den Flughafen Berlin-Brandenburg International, die Hinterlandanbindung der festen Fehmarnbelt-Querung in Deutschland, die Hochmoselbrücke bei Ürzig oder die 380-KV-Stromtrasse durch den Thüringer Wald. In Zukunft sind durch den weiteren Ausbau der Energienetze, durch Windenergie-Anlagen oder durch großflächige Solaranlagen zahlreiche weitere Konflikte zu erwarten. Die Lösung von Raumnutzungskonflikten gehört zum raumplanerischen Kerngeschäft. Welche Rolle kommt der Raumplanung bei Infrastruktur-Großprojekten zu? Ist sie neutraler Moderator? Trägt sie zur Akzeptanz bei? Oder steuert sie nur das nötige Fachwissen über mögliche Raumnutzungskonflikte bei?

Wenn mit Begriffen wie „Wutbürger“, „Dabeisein und Dagegensein“ und „Fortschrittsverweigerer“ polemisiert oder den Kritikern das „Sankt-Florians-Prinzip“ unterstellt wird, kann leicht übersehen werden, dass Protest und Aufbegehren genauso gut als Qualitätsmerkmale einer Demokratie gelten können. Sie sind Frühwarnsysteme und Mitwirkungsformen, die dazu beitragen können, die erforderliche Legitimation der Planungsverfahren zu erhöhen. Die neue Protestkultur, „mit Worten Dinge zu machen“, geht dabei einher mit einer Kommunikationstechnologie, die aktuelle Informationen massenhaft verteilt und Protest in kürzester Zeit organisieren lässt. Was bedeuten diese Auseinandersetzungen für Raumplanung und Raumentwicklung auf ihren unterschiedlichen Handlungsebenen Stadt, Region, Bundesland, Bund und Europäische Union? Kann die räumliche Planung die positive Energie aufgreifen und sie in innovative Verfahrens- und Sachlösungen umsetzen oder fehlt ihr dazu die nötige Kraft und Kreativität, sodass sie eher die „Feindbilder“ kultiviert?

Auf der Suche nach Konfliktlösungen bei Infrastruktur-Großprojekten stellen sich auf der einen Seite pragmatische Fragen, die das Planungsverfahren und technische Lösungen thematisieren und auf eine entsprechende Optimierung abzielen. In Stuttgart ist z. B. ein Schlichter zum Einsatz gekommen, bei der Fehmarnbelt-Querung ist ein Dialogforum vorgesehen und bei verschiedenen Flughafenkonflikten sind Mediatoren tätig geworden. Planungsrechtlich stehen die Verfahrensabläufe zur Diskussion, wobei das Spektrum von Verfahrensbeschleunigungen bis zu veränderten Partizipationsrechten reicht. Daneben können technische Lösungen zur Entschärfung von Konflikten beitragen, beispielsweise wenn eine Trassenvariante, eine Untertunnelung oder technische Modifizierungen der Energie- oder Verkehrsträger Alternativen bieten, die im bisherigen Konfliktverlauf nicht ausreichend berücksichtigt worden sind.

Auf der anderen Seite stoßen Infrastruktur-Großprojekte aber auch auf grundsätzlichere Gegenpositionen, wenn beispielsweise europaweiten Energienetzen eine auf die Region ausgerichtete Energieversorgung als Alternative entgegengesetzt oder beim Flughafenausbau ein grundsätzlicher Konflikt zwischen Flugverkehr und Klimaschutz gesehen wird. In diesen Fällen stehen sich gegensätzliche gesellschaftliche Sichtweisen bzw. soziale Modelle gegenüber, sodass eine Konfliktlösung ungleich schwerer zu finden ist. Infrastruktur-Großprojekte gelten aus diesem Blickwinkel eher als großtechnologische „Dinosaurier“ einer überkommenen Phase der gesellschaftlichen Entwicklung. Lösungsansätze setzen auf eine Änderung von Lebensstilen in Richtung Suffizienz oder auf ein Höchstmaß an Effizienz intelligenterer Technologien.

Darüber hinaus rufen Infrastruktur-Großprojekte eine – nicht unbedingt neue, aber weiterhin höchst aktuelle – Diskussion auf, die sich auf die Machbarkeit und Beherrschbarkeit von Großprojekten bezieht. Lange Vorlauf- und Planungszeiten, die mit Partizipationserfordernissen kollidieren, Kostensteigerungen z. T. enormen Ausmaßes oder die Verharmlosung von sozialen und Umweltkonflikten sind nur einige Stichworte, welche die besondere Brisanz von Großprojekten charakterisieren. Großprojekte stehen aber auch für Zukunftsvisionen, für die Hoffnung, die Zukunft mit großen, mutigen Schritten gestalten zu können. Kann es gelingen, diese Energie – und bisweilen gar Euphorie, die Infrastruktur-Großprojekten innewohnt – in verträgliche Bahnen zu lenken?

Der Werner-Ernst-Preis 2012 ruft dazu auf, sich mit der Rolle der Raumplanung bei Infrastruktur-Großprojekten auseinanderzusetzen. Die Beiträge können sich aus unterschiedlichen Fachsichtweisen mit dem Themenfeld befassen, sie können theoretisch-konzeptionell ausgerichtet sein oder sich empirisch auf Fallbeispiele oder einzelne Projekte beziehen. Fragen könnten beispielsweise sein:
Haben sich die bisherigen Planungsverfahren und Konfliktlösungsstrategien für Infrastruktur-Großprojekte bewährt bzw. welche Schwachstellen lassen sich identifizieren? Inwieweit führen Modifikationen von Planungsverfahren gegebenenfalls zu einer Konfliktverlagerung?
Welche innovativen Planungs- und Verfahrensansätze wären für Infrastruktur-Großprojekte denkbar (z. B. Mediation und Schlichtung)? Wie können örtliche und überörtliche Interessen zusammengeführt werden? Wie könnte z. B. eine Mitwirkung der Betroffenen in frühen Planungsphasen erreicht werden?
Wie sind Infrastruktur-Großprojekte in Bezug auf eine nachhaltige Raumentwicklung einzuschätzen? Passen Infrastruktur-Großprojekte und Nachhaltigkeit zusammen?
Wie sind Raumnutzungskonflikte um Infrastruktur-Großprojekte planungstheoretisch einzuordnen und welche Perspektiven bieten theoriegeleitete Zugänge zu dem Thema? Was kann die Raumplanung aus früheren planungstheoretischen Diskussionen, z. B. zur Umweltmediation, für den heutigen Umgang mit Infrastruktur-Großprojekte lernen?
Welche Beispiele gibt es für eine gelungene Mitwirkung der Raumplanung an Infrastruktur-Großprojekten?
Wie ist die „Neue bürgerliche Protestkultur“ gegen Großprojekte im Kontext von Planungspartizipation und Planungskultur einzuschätzen? Welche Interessen bildet diese „Bürgerlichkeit“ ab, welche bleiben unterrepräsentiert? Und welche Auswirkungen haben die Proteste für die Raumplanung?
Wie wirken sich z. B. Finanzanreize durch Bundes- oder europäische Fördermittel, einseitige Interessen mächtiger Akteure, überhöhte Nutzeneinschätzungen oder politische Prestige-Erwartungen auf die Planung von Infrastruktur-Großprojekten aus?

Themen der Wettbewerbsbeiträge können einzelne Fragestellungen mit Bezug zu diesen inhaltlichen Zusammenhängen sein, ebenso aber auch weitere Aspekte zu Infrastruktur-Großprojekten und Raumplanung.

Erwartungen an die Wettbewerbsbeiträge

Der Wettbewerb richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Master-, Promotions- oder Post Doc-Phase) ebenso wie an Personen, die sich in ihrer beruflichen Praxis in Verwaltung, Planungsbüros etc. mit Fragen der Raumentwicklung beschäftigen. Er ist offen für alle raumrelevanten Disziplinen. Wissenschaftlich ausgerichtete Beiträge mit eher theoretischem Ansatz sind ebenso willkommen wie analytische Arbeiten oder reflektierte Erfahrungsberichte aus der Praxis mit wissenschaftlicher Fundierung.

Interessierte können gerne zunächst beim Förderkreis anfragen, ob sich ein vorgesehenes Thema für den Wettbewerb eignet. Neben eigens für den Werner-Ernst-Preis 2012 erstellten Beiträgen können auch Arbeiten eingereicht werden, die auf umfassenderen, bereits vorliegenden oder in Arbeit befindlichen Studien-, Projekt- oder Abschlussarbeiten sowie Dissertationen beruhen.
Preise und Preisverleihung

Der Werner-Ernst-Preis 2012 ist mit insgesamt 4.500 ¤ dotiert. Vorgesehen ist die Vergabe eines ersten Preises (2.000 ¤), eines zweiten Preises (1.500 ¤) und eines dritten Preises (1.000 ¤). Auf Vorschlag der Jury kann eine Reduzierung der Zahl der Preise und eine andere Aufteilung der Preissumme erfolgen. Als Anerkennung für weitere, nicht mit Geldpreisen ausgezeichnete Wettbewerbsbeiträge stehen wertvolle Buchgeschenke zur Verfügung.

Die Preise werden im Rahmen des ARL-Kongresses am 21./22. Juni 2012 in Leipzig überreicht. Die Verfasserin / der Verfasser des mit dem ersten Preis ausgezeichneten Beitrages erhält Gelegenheit zur Vorstellung der Arbeit.
Teilnahmebedingungen

Teilnehmen können Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Lehre, Forschung und Praxis aller relevanten Fachbereiche. Das Höchstalter beträgt 35 Jahre (Stichtag: 15. März 2012). Zugelassen sind auch Arbeiten von Teams aus bis zu drei Autorinnen/Autoren.

Die eingereichten Arbeiten sind in englischer oder deutscher Sprache abzufassen und dürfen noch nicht an anderer Stelle veröffentlicht oder zur Veröffentlichung angeboten worden sein. Die Arbeiten müssen bis zum 15. März 2012 (Datum des Poststempels) in vierfacher Druckversion und in elektronischer Version – bevorzugt auf CD – zusammen mit dem ausgefüllten Bewerbungsbogen (herunterzuladen von der Website des FRU unter www.FRU-online.de) bei der Geschäftsstelle des Förderkreises eingereicht werden. Die Druckversionen und die elektronische Version müssen identisch sein und dürfen keinen Hinweis auf die Verfasser enthalten. Pro Bewerber/Bewerberin kann nur eine Arbeit eingereicht werden. Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury, deren Mitglieder vom FRU bestimmt werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Der FRU lädt die Preisträger/Preisträgerinnen zur Teilnahme am ARL-Kongress 2012 in Leipzig ein. Er sorgt bei Bedarf für Unterkunft und erstattet die Fahrtkosten nach dem Bundesreisekostengesetz.

Die Preisträger verpflichten sich zur unentgeltlichen Übertragung des Rechts zur Veröffentlichung ihrer eingereichten Arbeiten oder von Teilen daraus an den FRU bzw. an die ARL, sofern in deren Verlag eine Veröffentlichung erfolgt.

Die Arbeiten sind einzureichen an folgende Adresse:

Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e. V.
Geschäftsstelle
Jury Werner-Ernst-Preis 2012
ARL
Hohenzollernstraße 11
30161 Hannover

Auskünfte erteilt Dr. Andreas Klee, Geschäftsstelle des FRU
0511 34842-39
fru@arl-net.de
Fax 0511 34842-41

weitere Informationen: www.fru-online.de/frupreis2012.shtml

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